Viel Platz für Natur in Abenden

Aus zwei Erdhügeln wird ein Paradies für Schmetterlinge


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Foto: Renate Gumprich-Donau

In Abenden, fast direkt am Rand des Nationalparks Eifel, befindet sich der Naturgarten der Familie Gumprich. Als sie das Haus vor rund zweieinhalb Jahren bezogen, wurde das dazugehörige Grundstück von zwei "Bergen" bestimmt - dem "Monte Verde" und dem "Monte Coronario". Eigentlich handelte es sich dabei um zwei Erdhügel. Es ist nicht schwer zu erraten, dass letzterer seinen Namen dem seinerzeit beherrschenden Thema verdankt.

Während der "Monte Coronario" aus Unterboden bestand und gemeinsam mit Kalk-Schotter im Garten verteilt wurde, handelte es sich beim "Monte Verde" um Mutterboden, der voll war mit Samen von Melde, Ampfer, Quecken, Winden und weiteren langlebigen Pflanzen. Den Mutterboden hat die Familie Gumprich u.a. als "Füllmaterial" unter einer Hügelstruktur verwendet, die als Abgrenzung zur Straße dient.

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Foto: Renate Gumprich-Donau

Ein von Familie Gumprich beauftragter Garten- und Landschaftsbaubetrieb sorgte dafür, dass beide Hügel in ein sehr ansprechend gestaltetes Gelände mit Gartenteich umgewandelt wurde und brachte zunächst vollflächig eine regionale Saatgutmischung aus. Darin enthalten waren u.a. Schafgarbe, Taubenkropfleimkraut, Borretsch, Fenchel, Wilde Malve, Hornklee, Wiesenflockenblume und vieles mehr. So entstand schon im ersten Jahr nach dem Einzug ein blühendes Paradies für Schmetterlinge und andere Insekten.

Bei den Planungen der Gartengestaltung hat sich Familie Gumprich vom Naturgarten e.V. und einem Buch von dessen Vereinsgründer Dr. Reinhard Witt inspirieren lassen.

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Im Vordergrund eines der Textilbeete, abgedeckt für die kältere Jahreszeit (Foto: Renate Gumprich-Donau)

Nach und nach wandelte Familie Gumprich einige Bereiche der blühenden Wiese in andere Lebensräume um. Zu den bereits vorhandenen Büschen und Hecken wurden Bäume gepflanzt, es entstanden Totholzhaufen, es gibt ein Insektenhotel für Wildbienen und auch kleine Beete zum Gemüseanbau für dein eigenen Bedarf. Geplant sind im nächsten Jahr außerdem Sandflächen, die ebenfalls nützlich für Wildbienen sind.

Bezüglich der Gemüsebeete berichtete Frau Gumprich, dass sie bei einer Recherche im Internet auf sogenannte "Textilbeete" gestoßen sei. Das sind runde Taschen mit einem Durchmesser von rund 1 - 1,5 Meter und einer Kantenhöhe von rund 20 cm, die einfach auf den Boden gestellt, mit Kompost gefüllt und dann mit verschiedenen Gemüsesorten bepflanzt werden. So entstehen bunte Inseln im Garten. Die verschiedenen Gemüsesorten sind mit ihrer Vielfalt an Farben und Formen aber nicht nur echte "Hingucker" sondern bieten während ihrer Blütezeit ebenfalls Nahrung für Insekten.

Sehr positiv zu erwähnen ist, dass Familie Gumprich bei der Gartengestaltung viel Recycling-Material verwendet. Bei den Bögen über den den Gemüsebeeten z.B., über die Netze gebreitet werden, um einen gewissen Schutz gegenüber "Räubern" zu bieten, handelt es sich um übriggebliebene Schläuche von der Fußbodenheizung. Verwendet werden Holzreste vom Bau, ein Hochbeet ist aus Paletten und Steinhaufen aus den Resten einer Kräuterspirale entstanden. Damit folgt der Garten der Familie Gumprich ein Stück weit dem Hortus-Gedanken. (mehr Infos dazu unter www.hortus-netzwerk.de)

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Foto: Renate Gumprich-Donau

Familie Gumprich verzichtet beim Gärtnern auf Gift. Abgestorbene Pflanzen bleiben über den Winter stehen und bieten so einen Überwinterungsplatz und Nahrung für Schmetterlingsraupen und andere Insekten. Erst im Frühjahr beginnt Familie Gumprich mit ersten Gartenarbeiten, um den Tieren die nötige Zeit für ihre Entwicklung zu geben.

An ihrem mit den passenden Pflanzen wunderschön umrahmten Teich hatte Familie Gumprich schon Besuch vom Eisvogel. Dieser hat sein Vorkommen an der Rur, die nicht allzuweit entfernt ist. Der Teich ließ ihn wohl auf zusätzliche Leckereien hoffen, was offenbar von Erfolg gekrönt war. Zumindest war das Quaken des Frosches, der den Teich zuvor bewohnt hatte, nach dem Besuch des Eisvogels nichts mehr zu hören. Familie Gumprich geht aber davon aus, dass auch in Zukunft Amphibien den Teich besiedeln werden. 

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Renate Gumprich-Donau und Winfried Gumprich (Foto: Tanja Malchow)

In dem Teich schwimmen übrigens keine Fische, was sich auf die Vorkommen insbesondere von Amphibien positiv auswirkt. Denn die Fische würden sonst den Froschlaich fressen und den Tieren gar keine Möglichkeit zur Entwicklung bleibt. Nun hat zwar der Eisvogel der Amphibienpopulation vorläufig den "Garaus" gemacht, aber auch das ist Natur.

Hervorzuheben ist auch, dass Familie Gumprich in ihrem Garten auf künstliche Beleuchtung verzichtet - was heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist. In immer mehr Gärten wird "die Nacht zum Tag gemacht", indem Leuchten in den Boden gesteckt oder die Fassade von Häusern beleuchtet wird. Viele Tiere und Pflanzen, die einen nächtlichen Lebensraum haben und Dunkelheit benötigen, um überleben zu können, werden dadurch beeinträchtigt. Die menschengemachte künstliche Beleuchtung hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Lebensräume dieser Arten - ein Beispiel ist die dramatische Dezimierung von Insekten durch die Anlockwirkung der nächtlichen Außenbeleuchtung. 

Die Auszeichnung des NABU NRW, die den Eheleuten Gumprich von Aktiven des NABU Düren übergeben wurde, war sehr verdient.

Nach dem Kauf des Grundstücks hörte das Ehepaar Gumprich übrigens viele Unkenrufe: "so ein großer Garten, das ist ja viel zu viel Arbeit". Frau Gumprich ist es wichtig, zu betonen, dass aufgrund der bewusst gewählten naturnahen Gestaltung ihres Gartens das Gegenteil der Fall ist. Es gibt keinen Rasen, der wöchentlich gemäht werden muss, die Auswahl der Pflanzen macht nicht nur das Bewässern, sondern auch das Unkrautjäten überflüssig. Frau Gumprich spricht auch nicht von "Arbeit", wenn es um ihren Garten geht, sondern berichtet vielmehr von der Freude darüber, dass es wächst und gedeiht und der Garten nicht nur viele Tiere, sondern auch sie und ihren Mann ernährt.


"Mehr Platz für Falter - jetzt wird´s bunt!"

Das vom Ministerium für Umwelt-, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW geförderte Projekt „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“ macht auf die vielen Möglichkeiten aufmerksam hochwertige Bereiche für Schmetterlinge zu schaffen und gibt zahlreiche Tipps für die praktische Umsetzung. Sowohl die Außengelände rund um Kindergärten und Schulen sowie Privatgärten lassen sich mit wenigen Maßnahmen aufwerten und zu attraktiven Orten für Tag- und Nachtfalter gestalten. Schon der Verzicht auf allzu häufiges Rasenmähen und intensives Aufräumen kann viel bewirken. Ganz nebenbei erfahren nicht nur Kinder und Jugendliche ganz viel über unsere heimische Natur.

Wer Gärten oder andere Flächen schmetterlingsfreundlich gestalten möchte – Privatgärtner*in, Schulen, Kitas und auch Friedhofe – kann sich Tipps in den Infomaterialien holen, die der NABU NRW zur Verfügung stellt. Interessierte sind dazu aufgerufen ihren Garten naturnah und schmetterlingsfreundlich umzugestalten, dies zu dokumentieren und in einer Bewerbung vorzustellen. Ein kostenloses Informationspaket kann unter Falter@NABU-NRW.de angefordert werden. Bewerbungen können gerne per Mail an die oben genannte Adresse oder aber per Post an den NABU NRW, „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“, Völklinger Str. 7-9, 40219 Düsseldorf gesendet werden.

Mitmachaktion Zeit der Schmetterlinge

Vom 15. Juni bis 15. Juli am Tag und auch nachts können Schmetterlinge gezählt werden. Alle Schmetterlingsfreunde in NRW sind dazu aufgerufen während dieser vier Wochen für einige Stunden zu zählen und die Beobachtungsdaten zu melden. Im eigenen Garten oder vom Balkon aus, im Park und überall dort, wo man Schmetterlinge beobachten kann.

Nähere Infos und Bezugsquellen der Falter-Zählhilfen unter: www.platzfuerfalter.de