Zweiter Nationalpark in NRW

Die Meinung des NABU Kreisverband Düren


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Kermeter im Nationalpark Eifel (Foto: Tanja Malchow)

Der Findungsprozess für einen zweiten Nationalpark in NRW ist in vollem Gange. Einige Kreistage haben sich bereits gegen einen Nationalpark auf ihrem Gebiet ausgesprochen, andere befinden sich noch im Abwägungsprozess.  Deshalb hat die NRW Landesregierung die ursprünglich gesetzte Frist für den ersten Schritt des Findungsprozesses nun verlängert.

Der NABU Kreisverband Düren in einem Gespräch mit Sarah Berners, Redakteurin beim Medienhaus Aachen, zum Thema geäußert (hier geht es zu dem Artikel in der Dürener Zeitung vom 16.02.2024 - Achtung: Bezahlschranke). Denn auch der Hürtgenwald im Kreis Düren wurde von der NRW-Landesregierung als möglicher Kandidat für einen weiteren Nationalpark "ins Spiel" gebracht. Er ist vorwiegend in Staatsbesitz und bietet ein unzerschnittenes Areal von ausreichender Größe.

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Foto: Achim Schumacher

Der Hürtgenwald ist Teil der großflächigen Buchenwaldkernzonen der Eifel und zeichnet sich durch einen hohen Anteil an naturnahen Hainsimsen-Buchenwäldern, Erlenauenwald und Birken-Moorwald aus. Er umfasst zusammenhängende Waldgebiete mit bedeutenden Buchenwaldanteilen und naturnahen Bächen. Der Hürtgenwald bietet Lebensraum für Arten wie Grauspecht und Schwarzspecht und beherbergt die Naturwaldzelle „Kreitzberg“. Der NABU Kreisverband Düren befürwortet die Unterschutzstellung des Hürtgenwaldes als Nationalpark. Die Unterschutzstellung zusammenhängender Flächen ist wichtig, um Biodiversität zu erhalten und Arten die Möglichkeiten zu geben, sich ungestört zu entwickeln. Neben der Wildkatze können besonders Schwarzspecht, Sperlingskauz, Hirschkäfer, Feuersalamander und Schwarzstorch profitieren.

Der Mensch soll dabei nicht ausgeschlossen werden. Ein Nationalpark bietet die einzigartige Möglichkeit großflächige natürliche Gebiete zu bewahren und diese gleichzeitig dem Menschen zugänglich zu machen. Natürlich sind damit Verhaltensregeln verbunden. Dass es trotzdem funktioniert, zeigt der Nationalpark Eifel. Große Teile des Hürtgenwaldes sind bereits als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Die Menschen, die sich hier aufhalten, sind deshalb bereits damit vertraut, dass schon jetzt Gebote und Restriktionen verbunden sind.

Auch wenn der NABU Kreisverband Düren einen Nationalpark Hürtgenwald befürwortet und ihn u.a. als Chance für die Region sieht, eine Art von Tourismus zu fördern, die sich viele Menschen wünschen, ist unabhängig vom Standort entscheidend, dass NRW überhaupt einen zweiten Nationalpark bekommt. Deshalb steht der NABU Düren auch dem Vorschlag aus der Gemeinde Hürtgenwald, den bestehenden Nationalpark Eifel auf das Kalltal und seine Nebentäler zu erweitern, aufgeschlossen gegenüber, wenngleich diese Erweiterung keinen Ersatz, aber sehr wohl eine Ergänzung zu einem zweiten Nationalparks darstellen kann. Denn NRW hat großen Nachholbedarf in Sachen Wildnis.

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Foto: Achim Schumacher

Weil viele bedrohte Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nur in Wildnisflächen geeigneten Lebensraum finden, hat die Bundesregierung bereits 2007 in der Nationalen Biodiversitätsstrategie vorgesehen, dass bis 2020 auf zwei Prozent der Landesfläche Wildnis entstehen soll. Dieses Ziel hat Deutschland spektakulär verfehlt – bislang sind es nur rund 0,6 Prozent. NRW bildet dabei das unrühmliche Schlusslicht unter allen Bundesländern. Hier genügt bislang lediglich die Kernzone des Nationalparks Eifel und damit noch nicht einmal 0,2 Prozent der Landesfläche den Kriterien für eine Wildnisfläche im Sinne der Biodiversitätsstrategie.

Dass Nationalparks uns aus der Naturkrise helfen können, zeigt der erste nordrhein-westfälische Nationalpark Eifel deutlich: Über 2.600 Rote-Liste Arten finden hier Zuflucht, und jährlich werden neue Rückkehrer entdeckt. Auch die Menschen profitieren: Über 30 Millionen Euro Bruttoumsatz registrierte die Region nur 10 Jahre nach Gründung des Nationalparks.


WDR Lokalzeit Aachen berichtet zum Thema "Nationalpark Hürtgenwald"

Achim Schumacher, 1. Vorsitzender des NABU Düren, beim Interview für die Lokalzeit Aachen des WDR (Fotos: Tanja Malchow)

Mitte März 2024 erreichte den Vorstand des NABU Düren eine Anfrage des WDR. Die Lokalzeit Aachen möchte in einem Beitrag über den Hürtgenwald als potentiellem zweiten Nationalpark in NRW berichten. Im Rahmen des Beitrages wurde dargestellt, wie realistisch ein Nationalpark Hürtgenwald ist, oder ob alternativ oder ergänzend eine Erweiterung des Nationalparks Eifel sinnvoll ist. Dazu wollte der WDR mit verschiedenen Akteuren sprechen, die Berührung mit dem Thema haben. Die Mitarbeiter*innen des WDR sind durch diese Webseite auf unsere Position zum Thema aufmerksam geworden und wir freuen uns, dass wir die Möglichkeit hatten, unsere Auffassung in der Lokalzeit zu platzieren.

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Biber (Foto: Achim Schumacher)

Für die Aufnahmen haben wir das WDR-Team an einem Bach in der Nähe von Hürtgen getroffen. Dort, ebenso wie an vielen anderen Stellen im Hürtgenwald, ist der Biber aktiv und gestaltet die Landschaft nach seinen Ansprüchen: Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch vergrößert sich die Wasseroberfläche, die Fließgeschwindigkeit verringert sich. Nebenbei werden Überschwemmungen abgemildert und der Versandung von Flüssen vorgebeugt. Es entstehen neue Lebensräume, die nicht nur dem Biber, sondern vielen anderen Tieren und Pflanzen dienen. Die Biberteiche ermöglichen es Fischen, Amphibien, Insekten und Vögeln, sich anzusiedeln. Durch Bäume und Stämme, die der Biber liegen lässt, entstehen wichtige Totholz-Lebensräume. Der Biber sorgt also für beste Voraussetzungen, wenn es darum geht, Naturräume zu gestalten, die für eine Vielzahl von Arten nützlich sind ... und für eine gute Ausgangslage in Sachen Nationalpark!

Nachstehend der Link zur Lokalzeit aus Aachen vom 28.03.2024, in der der Beitrag ausgestrahlt wurde:

Lokalzeit aus Aachen | 28.03.2024 | ARD Mediathek


Es gibt Möglichkeiten zur Beteiligung an der Diskussion zum zweiten Nationalpark in NRW

Weil die Bürgerinnen und Bürger bisher nicht nennenswert in die Diskussionen rund um einen zweiten Nationalpark für NRW eingebunden wurden, hat der NABU NRW mit einer für alle offenen Informations- und Diskussionsveranstaltung einen Beitrag zu mehr Beteiligung geleistet und am 27.02.2024 zum digitalen Bürger*innenforum „Aktiv für einen zweiten Nationalpark in NRW“ eingeladen:

 

Ziel dieser Veranstaltung wie auch unserer Online-Petition war es, die Bürger und Bürgerinnen landesweit auf die Notwendigkeit eines zweiten Nationalparks und ihre unmittelbaren Beteiligungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Denn echte Bürger*innenbeteiligung gebe es bisher lediglich in den Kreisen Höxter und Paderborn zum potenziellen Nationalpark Egge. Hier laufen Bürgerbegehren bzw. in Kürze wohl auch Bürgerentscheide, die von den regionalen Initiativen auf den Weg gebracht wurden.

 

Im Rahmen des Webinars hat der NABU NRW rund 80 Interessierten die Bedeutung von Nationalparken erläutert, die potenziellen Nationalparkgebiete in NRW vorgestellt und über den aktuellen Stand im laufenden Prozess der Nationalparkausweisung berichtet. 


Und hier geht´s zur aktuellen NABU-Petition „Du fehlst“ – Petition für einen zweiten Nationalpark in NRW“. Jede Stimme zählt:


Wie ist Ihre Meinung?

Wir würden uns auch sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Meinung sagen. Finden Sie, dass die NRW-Landesregierung ihr im Koalitionsvertrag festgehaltenes Versprechen einhalten muss, einen zweiten Nationalpark zu schaffen, um die Biodiversität nicht nur zu schützen, sondern aktiv wiederherzustellen? Wo wünschen Sie sich den zweiten Nationalpark? Ist der Hürtgenwald Ihrer Meinung nach ein geeigneter "Kandidat"?

Wir sind gespannt auf Ihre Anregungen, Vorschläge und Rückmeldungen. Schreiben Sie uns an vorstand@nabu-dueren.de, Stichwort „Zweiter Nationalpark“.


Antworten auf immer wiederkehrende Fragen rund ums Thema "Zweiter Nationalpark"

Auf den Internetseiten des NABU NRW finden Sie Antworten auf immer wiederkehrende Fragen rund um das Thema. Außerdem werden dort die Potentiale für Natur und Mensch, aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung in einer Region erläutert: Zweiter Nationalpark (nabu.de)