Ein Pilz gefährdet die Amphibien

Der NABU Düren nimmt an Untersuchung des Museums für Naturkunde in Berlin teil

Wie man in der letzten Zeit schon mehrfach gehört hat, schreitet das weltweite Amphibiensterben vor allem in den tropischen Regenwäldern zunehmend voran. Hauptverursacher des Amphibiensterbens ist ein Pilz, der erst 1998 entdeckt wurde. Sein Name lautet Batrachochytrium dendobatidis, oder kurz Chytridpilz. Der Tröpfchenpilz befällt die obersten Hautschichten der Amphibien. Da die Haut der Amphibien besonders empfindlich ist und viele Funktionen ausübt wie die Feuchtigkeitsaufnahme und sogar die Atmung, führt eine Gefahr für die Haut der Amphibien gleichzeitig zur Gefahr für die Amphibien selbst. Durch den Befall mit dem Pilz kann die Barrierefunktion der Haut gestört werden, sodass auch andere Krankheitserreger die Amphibien leicht befallen können. In sehr vielen Fällen endet die Pilzerkrankung tödlich. Allerdings ist die Wirkung des Pilzes noch nicht vollends erforscht. Man geht jedoch davon aus, dass der Pilz gesunden Amphibien in guten Umweltbedingungen nichts anhaben kann. Erst durch Stress, Verletzungen oder Klimaänderungen kann die Krankheit ausbrechen.

Amphibien Feuersalamander Chytridpilz Batrachochytrium dendobatidis NABU Düren
Feuersalamander (Foto: Achim Schumacher)

Der Pilz selber ist nur im Labor durch eine DNA Analyse nachweisbar, weil man selbst verendeten Tieren die Krankheit kaum ansehen kann. Bei betroffenen Amphibien verfärbt sich oft die Haut und wird milchig und stumpf. Die Tiere verhalten sich dann lethargisch und fressen nicht mehr. Befallene Kaulquappen sterben meist noch vor oder während der Metamorphose.

Inzwischen gibt es in Europa bereits Nachweise des Erregers - in Spanien, Italien, der Schweiz, in Großbritannien und leider auch in Deutschland. Man geht davon aus, dass der Erreger aus Südamerika eingeschleppt wurde, und zwar durch den Import von Krallenfröschen. Krallenfrösche wurden in Apotheken für Schwangerschaftstests benutzt, denn Krallenfrösche produzieren sofort nach dem Kontakt mit Urin einer schwangeren Frau Eier. Leider wurden auch im Kreis Düren bereits mehrere Tiere positiv getestet.

Laubfrosch Amphibien Chytridpilz Batrachochytrium dendobatidis NABU Düren
Laubfrosch (Foto: Achim Schumacher)

Gerade der Amphibienschutzzaun, der die Tiere vor dem Straßentod retten soll, könnte zur Verbreitung des Chytridpilzes unter den Amphibien beitragen. Denn durch den Kontakt der Tiere in den Fangeimern können diese sich leicht anstecken, wenn ein Tier erkrankt ist. Durch das Anfassen der Amphibien durch die Helfer beim Amphibienschutzzaun kann der Pilz ebenfalls leicht übertragen werden. Eine Gefahr für die Helfer besteht übrigens nicht, der Pilz ist für Menschen ungefährlich. Er befällt ausschließlich Amphibien. Die Bedingungen für die Helfer durch den Pilz aber deutlich geändert. Es müssen Schutzmaßnahmen getroffen werden.

So sollten beim Einsammeln der Amphibien entweder Latexhandschuhe oder - noch besser - die bare Hand verwendet werden da der Chytridpilz auf der menschlichen Hand abstirbt.

Um eine Übertragung zwischen mehreren Populationen zu verhindern, sollten nach einer Exkursion zu einem Gewässer Stiefel, Kescher, Fallen und andere Ausrüstungsgegenstände gründlich desinfiziert und anschließend ausgetrocknet werden. In der Praxis haben sich als Desinfektionsmittel besonders Javelwasser, Virkon S und 70% Ethanol bewährt.

Wichtig ist auch, dass keine Amphibien aus der Natur entnommen und anderer Stelle - z.B. an einem Gartenteich - ausgesetzt werden. Dadurch wird der Chytridpilz weiter verbreitet!

 

Der NABU Kreisverband Düren hatte vor einigen Jahren übrigens an einer Untersuchung des Museums für Naturkunde, genauer gesagt dem Leibnitz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, teilgenommen. Es wurden Abstriche bei den Amphibien der von uns betreuten Amphibienschutzzäune genommen und nach Berlin geschickt. Dort wurden sie auf Erreger hin untersucht. Denn je besser diese Krankheit erforscht wird, desto eher lassen sich Möglichkeiten der Bekämpfung finden. Man sollte sich davor hüten, diese Erkrankung auf die leichte Schulter zu nehmen. Da Amphibien im Ökosystem eine wichtige Rolle spielen, sollte uns allen daran gelegen sein, ein Massensterben von Amphibien in Deutschland zu verhindern.