Guck mal! Ein Schwarzstorch!

Das Highlight bei einer Frühlingswanderung

von Horst und Tanja Malchow


Schwarzstorch Nationalpark Eifel NABU Düren
Foto: Horst Malchow

Was für eine Überraschung gleich am Anfang einer wunderschönen Frühlingswanderung. Direkt nach der Ankunft auf dem Wanderparkplatz sahen wir ein Pärchen, das ganz aufgeregt auf die Straße zeigte, über die wir gerade angekommen waren. Dort stand doch tatsächlich ein Schwarzstorch! Diesen seltenen Vogel hatten wir zuvor erst einmal bei einer Wanderung in der Nähe des Harzes gesehen. Ein Grund, sich einmal etwas näher mit dem schönen Tier zu beschäftigen:

 

Störche gehören zur Ordnung der Schreitvögel. Das sind Vögel, die mit ihren langen, spitzen Schnäbeln und extrem langen Beinen auffallen. Die Nahrung wird von ihnen meist im Schreiten aufgelesen - an Land oder im Seichtwasser.

Schwarzstorch NABU Düren
Foto: NABU/Christoph Bosch

Der Schwarzstorch hat ein schwarzes Gefieder, das bei Altvögeln oft metallisch grün schimmert, und eine weiß gefärbte Bauchseite. Mit seinen 95 cm Körpergröße ist er etwas kleiner als sein weißer Verwandter. Weltweit ist der Schwarzstorch nur noch mit ca. 14.000 bis 16.000 Brutpaaren vertreten. In Deutschland nisten schätzungsweise 600 bis 650 Paare. Vor dem Hintergrund, dass der Schwarzstorch aufgrund seines großen Hungers nach Fisch jahrhundertelang verfolgt wurde, ist das eine ansehnliche Zahl. Noch Mitte der 1930´er Jahre galt dieser schöne Vogel in Westdeutschland nahezu als ausgestorben.

Schwarzstorch NABU Düren
Foto: NABU/Michael Rüttiger

Seine Lebensweise hat dem Schwarzstorch auch den Namen Waldstorch eingebracht, denn er ist ein Waldbewohner. In Deutschland leben die meisten seiner Art in großen, abgelegenen Laub- und Mischwäldern der Mittelgebirge. Ideal sind Wälder in Hanglage. Der Schwarzstorch nutzt den Wald als Brutraum und bevorzugt alte Bäume, deren Kronen verzweigt und in der Lage sind, sein Nest sicher zu tragen.

Die Bäche, Tümpel und Weiher in den Wäldern dienen dem Schwarzstorch als Jagdrevier. Wichtig sind eine hohe Wasserqualität und dicht bewachsene Ufer, die Deckung bieten. Der Schwarzstorch ernährt sich in erster Linie von Fischen. Aber auch vegetarische Nahrung ist dem Schwarzstorch nicht fremd. Regelmäßig steht auch pflanzliche Kost - in erster Linie Moose und Wasserpflanzen - auf seinem Speiseplan. Auch die Jungvögel bekommen ihren Teil davon ab.

Hält man sich all das vor Augen, verwundert es eigentlich nicht, dass sich der Schwarzstorch auch in unserer Region wohlfühlt. Allerdings hat er es nicht leicht, denn in den Wäldern fehlen inzwischen alten Bäume, die ideale Nistmöglichkeiten bieten. Die Vögel müssen auf weniger verzweigte Bäume - z.B. relativ junge Buchen oder Kiefern - ausweichen, die das Gewicht des Horstes mitunter nicht tragen. Es passiert deshalb leider manchmal, dass Nester zu Boden fallen.

Schwarzstorch NABU Düren
Foto: Horst Malchow

Durch die Anwesenheit von Menschen fühlt sich der scheue Vogel leicht gestört. Das haben auch wir erfahren, wie das nebenstehende Foto zeigt. Im Gegensatz zum Weißstorch meidet sein schwarzer Verwandter menschliche Siedlungen. Holzfällarbeiten oder Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Wald unterwegs sind, können der Grund sein, dass der Schwarzstorch sein Nest aufgibt. Deshalb sollten Menschen, die beim Waldspaziergang einem Schwarzstorch begegnen, weitergehen und keinesfalls versuchen, die Vögel zu fotografieren. Insofern haben wir nicht richtig gehandelt, als wir das Foto gemacht haben. In dem Moment war uns das leider nicht klar, denn wir haben uns erst nach der Begegnung intensiver mit der Lebensweise des Schwarzstorches beschäftigt. Beim nächsten Mal werden seinen Anblick einfach kurz genießen und unseres Weges gehen.

Aufgrund unseres Erlebnisses und dem, was wir seitdem über den Schwarzstorch erfahren haben, möchten wir auch Sie bitten, diesen schönen, seltenen Vogel nicht zu stören. Wer zufällig einen Brutplatz entdeckt, sollte die Information zwar an die zuständige Vogelschutzwarte oder den Forstbetrieb weitergeben, die Entdeckung ansonsten aber für sich behalten. Der Schwarzstorch fühlt sich am Wohlsten, wenn er in Ruhe gelassen wird.

Schwarzstorch NABU Düren
Foto: Norman Schiwora

Wir waren übrigens überrascht, als wir gelesen haben, dass weltweit sind 19 (!!!) Storchenarten bekannt sind und auch der Marabu und der Nimmersatt dazugehören. Außer in Neuseeland, Ozeanien und der Antarktis sind Störche in allen Erdteilen zu Hause. In Europa leben allerdings lediglich der Weißstorch und der wesentlich seltenere Schwarzstorch.