Biodiversi-was?

Was ist das eigentlich? Und warum ist sie so wichtig?

von Tanja Malchow


Biodiversität Artenschutz Ökosystemvielfalt Artenvielfalt genetische Vielfalt Klimakrise Naturkrise NABU Düren

Biodiversität – immer öfter ist dieses Wort zu hören. Vielen von uns ist womöglich gar nicht klar, was es bedeutet und warum der rasend schnelle Rückgang der Biodiversität uns ganz konkret bedroht. Wen stört es schon, wenn die Kreuzkröte nicht mehr in der direkten Nachbarschaft quakt?


Was ist Biodiversität eigentlich?

Der Begriff Biodiversität steht für biologische Vielfalt. Das Wort setzt sich aus dem griechischen „Bios“ (Leben) und dem Wort „Diversität“ (Vielfalt) zusammen. Oft wird Biodiversität mit Artenvielfalt gleichgesetzt. Diese ist aber nur ein Teilaspekt. Biodiversität beinhaltet viel mehr! Sie umfasst die Vielfalt an Biotopen und Ökosystemen, die Vielfalt unterschiedlicher Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb einer Art.

Biodiversität Artenschutz Ökosystemvielfalt Artenvielfalt genetische Vielfalt Klimakrise Naturkrise NABU Düren

 

Einige Beispiele für die Vielzahl existierender Lebensräume sind z.B. ein Wald, eine Hecke oder eine Wiese. Das ist die Ökosystemvielfalt.

Sieht man sich den Lebensraum Wiese näher an, sind verschiedene Pflanzen, die dort wachsen, sowie Tiere, die auf der Wiese leben, zu erkennen. So gibt es verschiedene Grasarten, es wachsen Löwenzahn und Klee, und wir finden Bienen, Käfer, Regenwürmer und viele weitere Arten. Das ist die Artenvielfalt.

 

Richtet man auf dem Lebensraum Wiese den Blick nun gezielt auf eine Art, wie beispielsweise den Löwenzahn, so hat jede einzelne Pflanze etwas unterschiedliche genetische Eigenschaften. Das ist genetische Vielfalt.


Ist der Verlust an Biodiversität wirklich so dramatisch?

Bereits seit mehreren Jahrzehnten schreitet der Verlust der biologischen Vielfalt immer weiter voran. Der negative Trend ist global sichtbar und wurde auch in Deutschland durch wissenschaftliche Studien bereits belegt. Anhand der Studien wird deutlich, dass die Anzahl der Arten und die der vorkommenden Individuen immer weiter abnimmt.

Besonders deutlich konnte der Verlust der biologischen Vielfalt an Insekten aufgezeigt werden. Die bekannte Studie des Krefelder Entomologischen Vereins (2017) zeigte den Rückgang von bis zu 75 % der Biomasse von Fluginsekten in Schutzgebieten in einem Zeitraum von 30 Jahren auf. Im Anschluss an die Krefelder Studie wurden zahlreiche weitere Studien veröffentlicht, die diesen negativen Trend bestätigen. Auch die Rote Liste stuft einen großen Teil der Insekten als gefährdet ein: so sind z.B. ca. 30 % aller Insekten und 50 % aller Wildbienenarten gefährdet.

Wildbiene, Bekassine, Rebhuhn Männchen (Fotos: Achim Schumacher)

Auch am drastisch sinkenden Bestand der Feldvögel wird die Naturkrise deutlich. In Deutschland sind beim Kiebitz (Vogel des Jahres 2024) innerhalb von 30 Jahren die Brutpaare um 93 % zurückgegangen. Auch Rebhuhn, Turteltaube, Bekassine, Braunkehlchen und Feldlerche sind laut des nationalen Vogelschutzberichts besonders stark gefährdet.


Und wodurch wird die Naturkrise verursacht?

Die Ursachen der Naturkrise sind vielfältig. Die fünf großen Treiber des Verlusts biologischer Vielfalt sind:

Biodiversität Artenschutz Ökosystemvielfalt Artenvielfalt genetische Vielfalt Klimakrise Naturkrise NABU Düren
Foto: NABU/Elena Weinhold

Die veränderte Meer- und Landnutzung, die dazu führt, dass Lebewesen keinen natürlichen Lebensraum mehr finden.

Die Klimakrise, die die Lebensräume verändert.

Die Verschmutzung, durch die Lebewesen direkt vergiftet werden oder die Lebensräume unbewohnbar macht.

Die direkte Ausbeutung, wodurch Wildtier- oder Pflanzenpopulationen aktiv reduziert werden.

Die Einschleppung von invasiven Arten, die heimische Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen können.


Und was hat das mit mir zu tun?

Die biologische Vielfalt erbringt zahlreiche Leistungen, ohne die wir Menschen nicht überleben könnten. Die Natur liefert uns Nahrung, sorgt für fruchtbare Böden, auf denen Nutzpflanzen gut wachsen. Für deren Bestäubung sind größtenteils Insekten zuständig. Sauberes Trinkwasser ist wichtig für unser Überleben. Viele Stoffe, die wir in der Medizin nutzen, stammen ursprünglich aus der Natur. Im Kampf gegen die Klimakrise ist die biologische Vielfalt unsere Verbündete. Durch intakte Moore, Wälder und Flüsse reguliert die Natur das Klima. Die Natur ist relevant für die Abfallbehandlung, die Säuberung der Natur und somit die Sicherung der Luftqualität. Sie steuert den Wasserhaushalt und ist mit ihrer Pufferfunktion u. a. wesentlich für den Schutz des Grundwassers zuständig. Diese Leistungen sind wertvoll und wir sollten in unserem eigenen Interesse egoistisch sein und alles tun, sie zu erhalten.


Biodiversität Artenschutz Ökosystemvielfalt Artenvielfalt genetische Vielfalt Klimakrise Naturkrise NABU Düren
Foto: NABU/Kühnapfel Fotografie

Kann ich selber etwas tun, um der Biodiversitätskrise entgegenzuwirken?

Wir haben etwas über die Treiber der Naturkrise gehört. Der eigentliche Grund für diese Treiber sind unsere Konsummuster. Was wir essen, an Kleidung kaufen, wie viel Energie wir verbrauchen, wie wir verreisen und vieles mehr hat direkten Einfluss auf unsere Natur. Uns muss bewusst werden, dass die Naturkrise menschengemacht ist.

Um die Naturkrise abzuwenden, braucht es neben dem öffentlichen Bewusstsein aber mehr. Der NABU fordert: „Biodiversität auf die politische Agenda“.

Was jeder Einzelne tun kann und was der NABU von der Politik erwartet können Sie unter www.nabu.de/naturkrise lesen.


Der NABU Düren nimmt sich des Themas an. Gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden haben wir Vorschläge für eine Gestaltung des Restsees Inden und dessen Umfeldes unterbreitet, die nach dem Ende des Braunkohleabbaus einen ökologisch wertvollen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten wiederherstellen und damit die Biodiversität im Rheinischen Revier fördern soll. Lesen Sie dazu mehr unter „Der Indesee – eine Chance auch für die Natur?“

 

Tipp: Besuchen Sie unsere Monatsversammlung am 11.04.2024