Wellnesshotel für Langohren

Fledermausbeobachtung mit Anlockwirkung

Ein Projekt des NABU Düren, gefördert von der Hit Umwelt- und Naturschutzstiftung GmbH im Rahmen der NABU-Aktion "Lebensraum Kirchturm"

Copyright 2011: AK Fledermausschutz Aachen, Düren, Euskirchen (NABU/BUND/LNU)


Braunes Langohr (Plecotus auritus) Graues Langohr (Plecotus austriacus) Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren
links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben): Braunes Langohr (Plecotus auritus)/rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Graues Langohr (Plecotus austriacus) (Fotos: Achim Schumacher)

Projektbeginn: Oktober 2010

Projektraum: 5 Kirchen im Kreis Düren

Projektinhalt: Wohnraumangebot für Langohrfledermäuse in Form von Fledermausflachkästen im Kirchturm Begleitendes Monitoring mittels Datalogger und Videoüberwachung

Projektdurchführende: AK Fledermausschutz Aachen, Düren, Euskirchen (NABU/BUND/LNU)
Ansprechpartner Holger Körber

Projektfinanzierung: Hit Umwelt- und Naturschutz Stiftung GmbH, NABU Kreisverband Düren


Schautafeln Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren
Schautafeln Fledermausschutz (Foto: Achim Schumacher)

Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren
Dataloggersystem

PIR = Passivinfrarotsensorsystem für kleine Objekte

Datalogger Motionfox Mini der Fa. Scanntronik (www.scanntronik.de)

Die Aktivitätsaufzeichnung erfolgt Minuten- bzw. Sekundengenau (je nach Einstellung) mit 64000 Werte- Speicher je nach Ausstattung, gleichzeitig kann die Temperatur am Logger mit aufgezeichnet werden. Der Logger wird mit 2 AA Batterien betrieben, Laufzeit ohne Wartung je nach Flugbetrieb in der Regel 6 Monate.

Achtung Ringspeicher! Verlust von Daten, bei zu hoher Datenmenge und zu später Auslesung. Direkt mittels Adapter per USB-Anschluss auslesbar.


Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren
Videoüberwachung
Miniaturkamera mit manueller Fokussierung und 6 Infrarotleuchtdioden und Mikrofon
oben : Vierkanalempfangsteil der Kamera
unten: Digitaler SD Videorekorder mit „Motiondetection“

Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren

Kamera

Kamera benötigt 220 V Dauerstromanschluss

Fa.Conrad Electronic

Funk-Mini-Kamera-Set Nr. 751519

Kamera mit Monageöffnung im Kamerafuß leicht am Fledermauskasten montierbar

 

Empfangsteil und Videorekorder benötigen 220 V Dauerstomanschluss

Fa. ELV Elektronik AG

2-Kanal Mini-SD-Digitalrekorder

Nr. 6896095

Empfangsteil und Videorekorder montiert in einem Schutzkasten


Ergebnisse:

Sichtbeobachtungen (in allen Kirchen bisher): Es wurde bisher kein Tier im irgendeinem Kasten bei

stichprobenartigen Sichtbeobachtungen festgestellt. Es gab auch keinen Kotnachweis.

 

Datalogger (exemplarisch):

Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren

Von April bis Juli 2011 gab es sporadisch Aktivitäten (Fledermäuse?) im Kasten. Ab Ende Juli bis Anfang Oktober wurde der Kasten regelmäßig täglich vielfach besucht bzw. es fand hohe Aktivität im Radius der Kamera statt.

Der Datalogger zeigt lediglich Aktivitäten, die prinzipiell von jedem mit IR erfassbaren Tier im Radius des Sensors ausgelöst worden sein können. Durch unsere Anbringung haben wir aber die Art der möglichen Tiere schon stark eingeschränkt.


Videoaufzeichnung (exemplarisch)

Die Filmauswertung der Kirche (siehe nachfolgende Fotoausschnitte aus den Videoaufzeichnungen) ergeben,

dass im Kasten regelmäßig Langohrfledermäuse sind. Bisher sind mindestens zwei Tiere gleichzeitig auf den Filmaufnahmen zu sehen.

Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren

Langohr vor der Videokamera im Kasten

Untere Reihe links: das Tier blickt in die Kamera, Untere Reihe rechts: das Tier sitzt auf der Kamera

Die Videoaufzeichnung erfolgt immer gering zeitverzögert, da das Motiondetectionsystem eine Auslöseverzögerung hat (Bruchteil einer Sekunde). Es werden jeweils 4 – 5 MB große Filmsequenzen

aufgenommen. Danach nimmt die Kamera bei Auslösung sofort erneut auf. Die Filmsequenzen reihen sich solange mit kürzesten Unterbrechungen aneinander bis die Motiondetection keine Bewegung mehr registriert.

Häufig landen Tiere am äußerst linken Rand des Kastens, wo sie von der Kamera noch nicht erfasst werden (aber vom Datalogger). Die Fledermaus krabbelt dann in den Kasten und wird, sobald sie den Bildausschnitt der Kamera erreicht, aufgezeichnet.

 

Typischerweise gibt es zahlreiche Aufnahmen, bei denen eine Fledermaus sich vor der Kamera präsentiert und dann die Kamera mit ihrem ganzen Körper in Beschlag nimmt (Abb.3 unten rechts). Die Aufnahmen sind dann vielfach nur noch ein unscharfes Haarknäuel vor der Kamera. Um zu verstehen, was hier an der Kamera passiert, haben wir eine zweite Mini-Kamera ohne Funk, damit die Kameras sich nicht gegenseitig stören, zur Beobachtung der Kastenkamera aufgestellt.

Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren
Beobachtung der Kastenkamera

Eine Fledermaus landet und läuft zielgerichtet auf die Kamera zu, schaut sich diese neugierig an und setzt sich auf die Kamera. Wir gehen von einem Anlockeffekt durch die Kamera aus, vermutlich durch Wärme.

Eine Messung der Kameratemperatur im laufenden Betrieb ergab 31,5 °C.


Schlussfolgerung des Projektes bis heute:

Sichtbeobachtungen erbringen bei Projekten wie Kirchendachuntersuchungen nur sehr zufällige Ergebnisse. Nur ein Positivergebnis ist zu werten. Das Fehlen einer Sichtbeobachtung kann ein Nachweisfehler aufgrund der Untersuchungsmethodik sein. Diese Erkenntnis ist besonders für die ASP (Artenschutzrechtliche Prüfung) von Bedeutung.

 

Ein Datalogger ist ein hilfreiches Instrument zum Nachweis von Fledermäusen, vor allem an Stellen, wo man andere Tierarten ausschließen kann. Als Dauerbeobachtungsinstrument ist er die insgesamt am wenigsten

arbeitsintensive Methode, was die Wartung und Auswertung betrifft. Die Dataloggerdaten sollten durch andere Verfahren gegengeprüft werden, da sie nur Aktivitäten registrieren. Die vielen Aktivitäten an unserem

Datalogger in der Kirche wurden hauptsächlich durch das Herumkrabbeln eines Tieres ausgelöst, wie uns die Videoaufnahmen zeigen. Allerdings war auch schon ein zweites Tier im Bild zusehen. Es könnten also auch

mehrere Tiere sein. Bei unserer Anbringung erfasst der Datalogger auch im Raum fliegende Tiere in Kastennnähe und äußerst links landende Tiere, die unser in den Kasten gerichtetes Kamerasystem nicht erfasst.

 

Die Daten ergänzen sich, sind aber nicht identisch. Je nach Fragestellung sollten Kameraposition und Dataloggerposition geeignet gewählt werden. Ein Datalogger funktioniert monatelang ohne Stromanschluss, auch bei ungünstigen klimatischen Bedingungen. Er ist das Hilfsmittel der Wahl für ein Dauermonitoring.

 

Ergänzend zum Datalogger kann in Gebäuden mit Stromanschluss und gemäßigten klimatischen Bedingungen eine Videoüberwachung eingesetzt werden. Dann kann ein Quartier kontinuierlich überwacht werden und durch die Bewegungserfassung die Aufnahmezeit und die Auswertezeit der Videoaufnahmen gering gehalten werden. Die kontinuierliche optische Überwachung liefert erstaunliche Informationen, die zusammen mit den Dataloggerdaten ein umfassendes Bild über das Verhalten einer Art liefern können.


Arbeitskreis Fledermausschutz NABU Düren
Copyright.© 2009 H. Körber AK Fledermausschutz Kreis Düren

Kontaktadresse:

AK Fledermausschutz Aachen, Düren, Euskirchen

(NABU/BUND/LNU)

Leitung: Dr. Henrike und Holger Körber

Am Hofacker 12

52379 Langerwehe

mobil 0152 29278456

Email: henrike.koerber{at}freenet.de

www.ak-fledermausschutz.de