Fahrradfahren in Düren ...

... funktioniert das?

Eine persönliche Meinung von Horst Malchow


Fahrradfahren in Düren Koalitionsvertrag Koalition Zukunft Fahrrad Mobilitätswende Klimawandel ProRad NABU Düren
Foto: NABU/Jan Piecha

Ich gebe es gern zu, meine Frau und ich sind begeisterte Fahrradfahrer, und das schon seit den Zeiten, als das Auto noch nicht so sehr in der Kritik als einer der größten Umweltverschmutzer stand. Seit aber das Thema Klimakatastrophe für uns Menschen einen immer größeren Stellenwert einnimmt, fristet unser Auto ein recht unbeachtetes Dasein. Es kann nur noch darauf warten, an irgendeinem Wochenende gebraucht zu werden, um z.B. meine Frau und mich zum Wandern in die Eifel zu bringen.

Auch dank eines neu angeschafften Lastenrades (in der Presse gern als SUV-Fahrrad bezeichnet, wenn es darum geht, diese Art zu diskreditieren, natürlich ohne daran zu denken, dass damit automatisch ein Vergleich zu den richtig großen SUV´s gezogen wird), werden sämtliche Besorgungen, Großeinkäufe etc. damit erledigt. Unser 12 Jahre altes Auto wird mit ziemlicher Sicherheit nicht ersetzt. Es geht für uns auch ohne Automobil.

Das Fahrrad dagegen gehört also zu unserem Leben, doch um es gleich festzustellen: im Dürener Stadtgebiet ist es nicht immer ein Vergnügen, damit unterwegs zu sein. Warum das nicht?

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Horst Malchow
  • Einmal gibt es unseres Erachtens schlichtweg zu viele PKW´s, die auch noch zu oft genutzt werden, obwohl es wunderbare Alternativen gibt (die „Hardcore-Autofahrer“ mögen mir verzeihen!).
  • Das Verhältnis zwischen Rad- und Autofahrern (einschl. den Führern von LKW´s und Bussen) ist nicht immer vom Idealzustand wie gegenseitige Rücksichtnahme und Akzeptanz geprägt. Das, obwohl die Radler es ja sind, die sich nicht an einer Staubildung beteiligen und keinen Parkplätz benötigen.
  • Die Infrastruktur ist für Fahrradfahrer in der Stadt Düren noch „ausbaufähig“.

 

Im letzten Koalitionsvertrag von 2020 steht viel von Mobilitätswende, Radvorrangrouten, von geschützten Fahrradwegen etc., doch mit der Umsetzung dieser Bekundungen hapert es leider noch, und das trotz vieler sehr guter Vorschläge von Bürgern und auch der Bürgerinitiative ProRad Düren.

Sicherlich ist die politische „Landschaft“ im Kreis und der Stadt Düren und der ausgeprägte „Fachkräftemangel“ in der Stadtverwaltung auch eine Erklärung für solche Verzögerungen. Weiterhin sind Fachfirmen für die Ausführung wie auch der häuslich benötigte Handwerker voll ausgelastet. Eine vernünftige und notwendige Planung ist dadurch sehr schwierig.

Warum aber gibt es dennoch so viele Radfahrer, für die es selbstverständlich geworden ist, beinahe ausschließlich das Rad zu benutzen?

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Foto: Helge May

-> Es ist so wunderbar einfach mit dem Rad z.B. in die Innenstadt zu kommen. Falls der Verkehr dahin nerven sollte, sucht man sich eine ruhige Alternativ-route. Anstelle frei nach Herbert Grönemeyer in seinem Song stundenlang einen Parkplatz zu suchen, schließt man sein Rad entweder an einen der inzwischen zahlreichen Abstellanlagen in der Stadt an, oder man stoppt sogar direkt vor den Geschäften.

 

-> Über Erhöhungen der Parkgebühren muss sich der Radler nicht ärgern, wegen einer abgelaufenen Parkuhr in Zeitdruck geraten schon lange nicht. Hoffen und bangen, dass die Politesse einen nicht schon wieder erwischt hat – vollkommen überflüssig.

-> Seit 2015 versucht die Bürgerinitiative ProRad Düren die Infrastruktur für Radler indirekt zu verbessern, indem sie zunächst der Stadtverwaltung, der Polizei und der Politik gegenüber die festgestellten Missstände aufzeigt. Dann werden aber auch konkrete Vorschläge für Verbesserungen gemacht und sogar öffentliche sehr gut besuchte Veranstaltungen mit anerkannten Fachleuten für eine Mobilitätswende durchgeführt.
Übrigens: Man muss kein Mitglied einer BI sein, um seine Erkenntnisse, Sorgen usw. bei der Stadtverwaltung loszuwerden. Werden auch Sie privat aktiv.

-> Nach einer gewissen Zeit des Radfahrens werden Sie merken, dass die Zeit im Sattel entspannend sein kann. Bewiesen ist übrigens, dass Radfahren bei längerer moderater Anstrengung den Fettabbau unterstützt, und wenn Sie dann irgendwann merken, dass Ihr Fahrrad für eine notwendige Fahrt der erste Gedanke ist, dass Sie sich sogar auf die Fahrt freuen, dann sind Sie auf dem richtigen Weg angekommen, den Sie hoffentlich nicht wieder verlassen werden.

Ich hoffe sehr, dass diese Argumente für das Radfahren auch für Sie so schwer wiegen, dass Sie einen Versuch starten werden.

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Foto: Horst Malchow

Jetzt kommt noch ein ganz schwerwiegendes und unangenehmes Argument, die Klimakatastrophe. Für uns alle ist sie schon jetzt schlichtweg furchteinflößend. Wie wird das bloß werden, wenn nicht umgehend wirksame Maßnahmen ergriffen werden? Soll ich für mich feststellen, dass ich in dieser Hinsicht froh bin bereits über 70 Jahre alt zu sein?

Was können Sie tun? Auch wenn Sie sagen, ob ich etwas mache oder nicht, das zählt doch nicht, ob Sie Ihr Auto so oft wie möglich stehen lassen, das nützt nichts. Doch, es nützt etwas. Sicherlich nicht sofort messbar, aber Ihre Einstellung zu diesem Problem wird sich insgesamt verändern, Sie werden vielleicht andere Menschen überzeugen – und dann wird es irgendwann messbar.

Und wenn Ihr Auto in der Garage eine wohlverdiente Pause hat, vergessen Sie nicht Ihr Fahrrad. Es freut sich nicht nur auf den nächsten Wochenendausflug, sondern auch auf die tägliche Einkaufstour.

Ein Fahrrad kann so ein treuer Freund werden, den man nicht mehr missen möchte. Radfahren kann sogar süchtig machen! Glauben Sie einem begeisterten Radler.