Mähroboter gegen Igel

Ein böses Aufeinandertreffen

von Horst Malchow


Igel Mähroboter Verletzungen Tod NABU Düren
Foto: Horst Malchow

Igel haben sich leider zumindest in einem Punkt nicht weit genug entwickelt:

Wenn sie eine Gefahr wittern, machen sie sich nicht etwa auf ihren kurzen Beinchen auf dem kürzesten Weg aus dem Staub ... nein ... sie „igeln“ sich ein und verharren unbeweglich, bis die Bedrohung vorüber ist. Davon lassen sich die üblichen Feinde der kleinen stacheligen Säugetiere wie Uhu, Dachs, Marder oder Fuchs beeindrucken, Mähroboter jedoch lassen sich von einer Begegnung mit einem Igel nicht irritieren. Sie setzen Ihren Weg unbeirrt fort, was für Igel schlimme Folgen hat. Die Verletzungen, die Mähroboter ihnen zufügen, führen häufig zu einem qualvollen Tod.

 

Manche Mähroboter haben zwar einen Umkehrautomatismus, aber der funktioniert bei der Begegnung mit einem Igel nicht, weil dieser einfach nicht genug wiegt. Das Gerät rollt also mit rotierendem Mähwerk über das Tier und lässt es verstümmelt zurück. Die Schädeldecke ist weg, ebenso die Nase, vielleicht hängt ein Beinchen noch an einer Sehne oder wird ganz abgerissen. Wenn das Tier Pech hat und nicht sofort stirbt, hat es einen Leidensweg vor sich. Maden befallen den kleinen Körper und fressen sie sich am verletzten Fleisch satt, dann kommt der restliche Körper dran.

 

Das klingt nicht nur grausam, sondern das ist es auch! Wir möchten an dieser Stelle kein Foto als „Aufreißer“ veröffentlichen. Wenn Sie sich Fotos von verletzten Tieren anschauen wollen, dann klicken Sie bitte hier.

 

Aufgrund dieser Problematik trafen sich auf Einladung des Tierheims Aachen dort Ende Mai 2021 einige Vertreter von Tierschutzorganisationen. Auch der NABU Kreisverband Düren war vertreten. Alle Mitglieder des Treffens stellten übereinstimmend fest, dass sich die Anzahl der bei den verschiedenen Anlaufstellen abgelieferten, durch Schnittwunden (keine Bisswunden!) verletzten Tiere verdreifacht hat. Die  diesjährige Mähsaison hat gerade erst begonnen und trotzdem wurden bislang schon rund 60 verletzte Tiere abgegeben.

 

Deshalb sind wir glücklich darüber, dass wir hilfesuchenden Menschen, die uns wegen des Fundes eines verletzten Tieres ansprechen, die Daten von drei Helferinnen und Helfern im Kreis Düren nennen können. Diese versorgen jährlich bis zu 150 Tiere – ehrenamtlich! Es überrascht nicht, dass alle drei feststellen, dass sie von der großen Anzahl der zu pflegenden Tiere inzwischen überfordert sind.

 

Die Teilnehmer des Treffens in Aachen kamen zu dem Ergebnis, dass es eigentlich einen ganz einfachen Weg gibt, 80 -90 % dieser Unfälle zu verhindern:

Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Deshalb ist es wichtig, dass, wenn Sie einen Mähroboter besitzen, Sie diesen bitte niemals am Abend, in der Nacht oder in den Morgenstunden laufen lassen. Niemals – Sie retten dadurch das Leben der nützlichen Tiere. Igel sind gern gesehene Gäste in unseren Gärten, denn zu ihrerer Nahrung zählen Schnecken, Spinnen und Insekten.

 

Bei der Gelegenheit möchten wir auch noch auf einen anderen wichtigen Punkt zu sprechen kommen:

Ohne die Hilfe unserer Freiwilligen würde es für verletzte Wildtiere ganz, ganz traurig aussehen. Mit Nachdruck, auch über die Politik, haben wir in den letzten Jahren im Kreis Düren die Schaffung einer „Wildtierauffangstation“ gefordert. Für uns kam ausschließlich eine Anbindung an das Tierheim Düren in Frage, da es dort den notwendigen Platz gibt, und vor allem, weil es dort bereits fachkundige Mitarbeiter gibt.

 

Der Wunsch wurde nun auch erhört – die Auffangstation kann kommen. So heißt es jedenfalls im Koalitionsvertrag "Zukunft gestalten" von CDU und Grünen im Kreis Düren, der nach der letzten Kommunalwahl geschlossen wurde. Doch aus einigen Äußerungen maßgeblicher Politiker des Kreises kann man leider inzwischen auch schließen, dass diese dann nicht öffentlich gefördert wird (also sinnbildlich nur durch von Ehrenamtlern erbettelte Spenden betrieben werden soll). Außerdem soll die Station nicht in Düren, sondern in Jülich entstehen, wo die notwendige Infrastruktur allerdings erst noch geschaffen werden muss.

Wir hoffen sehr, dass es sich hier um Fake-News handelt. Das wäre dann endlich einmal eine gute Nachricht.

 

Zu guter Letzt eine Bitte:

Wenn Sie helfen möchten, freuen wir uns über eine Spende. Wenn Sie bei der Überweisung den Hinweis „Igelhilfe“ anbringen, werden wir Ihre Spende auch ausschließlich für diesen Zweck verwenden. Wir unterstützen unsere Helferinnen und Helfer damit z.B. beim Kauf von Futter, Medikamente usw. und auch Tierarztkosten können damit beglichen werden. Sie können sicher sein, dass Ihre Spende sinnvoll verwendet wird.