Eine Wildtierauffangstation für den Kreis

Packen wir es an ...

von Achim Schumacher


Wildtierauffangstation Kreis Düren verletzte Tiere verletzt Igel Eichhörnchen Amphibien Turteltaube NABU Düren
An den Beinen verletztes Reh (Foto: Achim Schumacher)

Jedes Jahr erreicht uns eine Vielzahl von Anrufen oder digitalen Anfragen zu verletzten oder jungen Wildtieren, die versorgt werden sollen. Wir freuen uns über das Engagement unserer Mitglieder und Bürger, doch können wir als ehrenamtlich tätiger Verein diese Aufgaben nicht mehr bewältigen. Besonders schwer verletzte und sehr junge Tiere, egal ob Vogel oder Säugetier brauchen oftmals eine Rundumbetreuung und das auch nachts. In den letzten Jahren waren die Zahlen an Fundtieren, die Hilfe benötigten noch relativ überschaubar, aber gerade in den letzten beiden Jahren nehmen die Anrufe stetig zu, sodass das Telefon mehrmals pro Tag klingelt. Wir haben zwar glücklicherweise eine Handvoll aufopferungsvoll pflegende Aktive, die sich um die Erstversorgung und die Weiterversorgung der Tiere kümmert, doch auch da kommen die Aktiven an ihre Grenzen.

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Stark verletzter Igel beim Arzt (Foto: Achim Schumacher)

Wir halten es daher für unbedingt notwendig, dass der Kreis Düren eine offizielle Wildtierauffangstation bekommt, die in Kooperation mit willigen Tierärztinnen und Tierärzten eine Versorgung der verletzten und hilfsbedürftigen Wildtiere gewährleisten kann. Dieses Anliegen haben wir auch an die Behörden, Veterinärämter sowie die Politik, die gerade mit dem Koalitionsvertrag auf Kreisebene die Weichen auch im Bereich Natur- und Umweltschutz für die kommenden Jahre stellt, kommuniziert. Wir hoffen, dass unsere Stimme gehört wird. Ein besonders schwerwiegendes Problem in diesem Jahr waren die Meldungen von verletzten und schwachen Igeln. In den letzten fünfzehn Jahren haben wir zusammen nicht so viele Igel gemeldet bekommen wie allein in diesem Jahr. Schätzungsweise waren es mehrere hundert Tiere.

Woran liegt das? Es sind die modernen Rasenroboter, die selbstständig den Rasen mähen, dann aber besonders in den Nachtstunden über die Igel fahren und ihnen Gesicht, Füße oder Hände abhacken. Man kann sich teilweise nicht vorstellen, in welchem Zustand die Igel bei den Helfern ankommen.

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Rasenroboter (Foto: Nicole Malchow)

Auch Heckentrimmer, die einfach am Fuß der Hecke eingesetzt werden, können schwere Verletzungen bei den Igeln verursachen. Dabei ist es egal, ob der Trimmer mit Faden oder Messer betrieben wird. Besonders bei den neuen Rasenrobotern fordern wir daher ein Verbot der Geräte bei Nacht und besser noch sollten die Geräte nicht unbeobachtet betrieben werden. Neben Igeln werden auch eine Vielzahl von Insekten sowie Amphibien totgehäckselt.

Zum anderen müssen wir feststellen, dass in diesem Herbst sehr viele junge Igel, die kaum 100g oder 200g auf die Waage bringen, geschwächt gefunden werden. Scheinbar gab es dieses Jahr noch sehr spät einen weiteren Wurf bei den Igeln. Durch den massiven Insektenrückgang der letzten Jahre haben die Igel dann zunehmend Probleme, ausreichende und geeignete Nahrung zu finden. Als Insektenfresser sind sie aber darauf angewiesen. Sollten Sie etwas Gutes für Igel tun wollen, bieten Sie dem stacheligen Gesellen einen naturnahen Garten mit Hecken, Rückzugsmöglichkeiten und als Futter eignet sich besonders Katzenfutter.

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Angeschossene Turteltaube (Foto: BirdLife Malta )

Neben den Igeln gibt es aber auch eine Vielzahl anderer Tierarten, die uns gemeldet werden und Hilfe benötigen. So werden besonders Jungvögel aufgenommen und uns übergeben. Ganz weit vorne sind dabei Schwalben, Mauersegler, Amseln, Finken, Spatzen und Tauben zu nennen. Bei Jungvögeln ist immer wichtig, dass Sie die Tiere nicht sofort aufnehmen. Nestflüchter verlassen schon früh das Nest, werden aber von den Altvögeln erst einmal weiter mit Nahrung versorgt. Bevor Sie einen Jungvogel aufnehmen, beobachten Sie die Situation zunächst eine Zeit lang sehr genau. Erst wenn der Jungvogel apathisch oder verletzt wirkt, ist ein Eingreifen notwendig. Sonst schaden Sie mehr als Sie nützen. Aber auch Seltenheiten wie Eisvögel, Greifvögel, Eulen oder Reiher werden an uns vermittelt. Letztere sind meist Opfer von Glasscheiben, Stacheldrähten oder leider auch von illegalen Schussverletzungen. Wir können dann meistens nur noch an Tierärzte oder spezielle, weit entfernte Auffangstationen weitervermitteln, um den Tieren zu helfen.

Wildtierauffangstation Kreis Düren verletzte Tiere verletzt Igel Eichhörnchen Amphibien Turteltaube NABU Düren
Junges Eichhörnchen (Foto: Ingo Ludwichowski)

Bei den Säugetieren sind besonders Fledermäuse und Eichhörnchen zu nennen, die wir als verletzte oder geschwächte Fundtiere gemeldet bekommen. Bei den Fledermäusen kümmert sich der AK Fledermausschutz um die verletzen Tiere, kommt aber auch an seine Grenzen. Man sieht also, vor welch großem Problem wir stehen, wenn uns wieder ein Anruf erreicht. Daher ist aus unserer Sicht nun die Zeit gekommen, um zu handeln. Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr schon auf dem Weg zu einer Auffangstation im Kreis Düren sein werden und hoffentlich die bürokratischen, politischen und finanziellen Hürden größtenteils überwinden konnten. Natürlich werden wir dazu auch weiter berichten und auch die Öffentlichkeit suchen.


Sie haben ein Wildtier gefunden das scheinbar Hilfe benötigt?

Dann wenden Sie sich bitte an die Wildtier-Hotline des Kreises Düren

Diese ist von April bis September von 7 bis 20 Uhr unter Telefon 0800 0060993  erreichbar.

Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um die Wildtierhilfe finden Sie auf der Seite des Tierschutzvereins Düren.


Wenn Sie uns bei der Wildtierhilfe unterstützen möchten, würden wir uns natürlich über finanzielle Unterstützung aber auch über materielle Spenden sehr freuen. Unser Spendenkonto finden Sie hier.

Die Hilfen kommen zu 100 % bei den verletzten und hilfsbedürftigen Tieren an.