Von Weitem schon springt er den Vorbeifahrenden ins Auge: der alte Wasserturm von Ginnick. Erhaben und imposant steht er auf den ersten Erhebungen des „Ginnicker Stufenländches“ und blickt weit in die Zülpicher Börde hinein. Nach rund 70 Jahren im Dienst der Wasserversorgung im Raum Vettweiß geht er Ende des Jahres außer Betrieb.
Aber der Turm existiert in anderer Funktion weiter: die vor 2 Jahren gegründete Stiftung Umwelt und Naturschutz Schmittmann macht ihn durch Zukauf von umgebenden Flächen zum Zentrum eines Naturgeländes. Neben Ruhe und Besinnung kann man auf dem Gelände verschiedene Formen von Kleinstlebensräumen finden, die der Anregung und Anschauung dienen. Hier wird der flurbereinigten Börde und ihrer Hochleistungslandwirtschaft ein Kontrapunkt gesetzt.
Auf landwirtschaftlich unrentablen Flächen entstanden auf 1 ha eine Streuobstwiese mit 100 Bäumen, ein Lehrbienenstand und Insektenhotel. 1,5 ha schlechter Ackerboden wurde in durch Hecken segmentierte Wiesenflächen gewandelt, in denen 5 kleine Wäldchen angelegt wurden. Grünland in einer Größe von 3,5ha wird durch Mahd und Beweidung mit Waldschafen, einer sehr genügsamen und seltenen alten Haustierrasse, extensiviert. Hier kann sich das große Artenspektrum an Fauna und Flora einer Magerwiese entwickeln. Weiterhin wurden 1,5 ha Laubwald der forstlichen Nutzung entzogen und durch partielle Freilegung alter Bunkeranlagen entstanden Rückzugsräume für Wildtiere. Es wurden 80 m Lesesteinhaufen mit frostfreien unterirdischen Hohlraumstrukturen angelegt, die bereits nach kurzer Zeit vielfältig angenommen wurden. Tümpel bieten Raum für Amphibien und Sandflächen für Insekten.
Das Anschauliche und Demonstrative des Stiftungsgeländes mit Umweltbildung „zum Anfassen“ stellt aber nur einen Teil des Stiftungszwecks dar. Die Stiftung hat sich den Auftrag gestellt, auf ein umweltgerechteres Leben hinzuwirken, konkret und regional. Die Stiftungsziele sind die
a) Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder sowie des Umweltschutzes,
b) Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde,
c) Förderung der Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe
d) sowie die Förderung von Wissenschaft und Forschung.
Die Stiftung versteht sich als Sammler und Umsetzer von Ideen und Projekten im Naturschutz, für die ansonsten keine Mittel bereitgestellt werden. Kooperationspartner sind daher bisher der NABU, die Biologische Station im Kreis Düren sowie Vereine und Einrichtungen. Die Mittel sollen nur begrenzt zu „Reparaturzwecken“ verwendet werden, eher nachhaltig in Form von Bildung und in Projekten, die das Bewusstsein für den Wert unserer Umwelt wecken. Die Stiftung freut sich daher über die weitere fruchtbare Zusammenarbeit mit dem NABU und die so bisher initiierten Projekte. Der Arbeitskreis Fledermausschutz erhielt Fördermittel für ein Fledermausmonitoring an den Standorten Bunker – Ginnick und Gewölbekeller Burgau. Mittels elektronischer Messtechnik können optische und akustische Signale erfasst und ausgewertet werden und ermöglichen so Aussagen zur Bestandsermittlung und Bestandsentwicklung abhängig von den Umgebungsbedingungen.
Seit 2022 hat sich auf dem Gelände die neue NAJU – Gruppe Ginnick gebildet, das alte Sportlerheim wurde renoviert und steht nun der NAJU zur Verfügung. Die Stiftung freut sich, die Kinder- und Jugendarbeit im Naturschutz auf diese Weise dauerhaft unterstützen zu dürfen.
Das Stiftungsgelände ist offen und steht allen Menschen zur Verfügung, die der Natur mit Interesse und Respekt begegnen.
Weitere Informationen: Stiftung Umwelt- und Naturschutz Schmittmann (stiftung-schmittmann.de)
Wir freuen uns über die Finanzierung und Unterstützung unseres Jahresheftes 2023 durch die Stiftung Umwelt- und Naturschutz Schmittmann. Vielen Dank dafür!