Bereits seit 1971 küren NABU und LBV den „Vogel des Jahres“ – doch zum 50. Jubiläum ist alles anders: Erstmals rief der NABU die Bevölkerung dazu auf, bis 19. März den „Vogel des Jahres“ 2021 selbst zu wählen. Der Gewinner ist: das Rotkehlchen! Das Rotkehlchen hat sich unter 307 Vogelarten als Sieger bei der Vogelwahl durchgesetzt. Der Lieblingsvogel der Deutschen wird damit bereits zum 2. Mal zum Vogel des Jahres ernannt. Das erste Mal holte er 1992 den Titel. In Nordrhein-Westfalen ist der kleine Sänger mit der roten Brust nicht bedroht. Das liegt wohl vor allem am Klima, denn die Winter in der Region sind meist frostfrei und mild.
Knapp 130.000 Wähler*innen haben sich zwischen dem 9. Oktober und 15. Dezember 2020 an der Vorwahl der erstmals öffentlichen Wahl zum „Vogel des Jahres 2021“ beteiligt. In der Stichwahl waren es mehr als 325.000 Teilnehmende. Seit dem 19. März steht der Sieger fest.
Wir konnten wegen der Wahl bis in den März 2021 in unserem letzten Jahresheft den Vogel des Jahres 2020 noch nicht vorstellen. Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU in NRW schrieb: „Die Bürger*innen können erstmals die Wahl zum Vogel des Jahres selbst in die Hand nehmen. Ob Rotkehlchen, Weißstorch oder Eisvogel (Favoriten bis 12.2020) – vielen Menschen in Deutschland liegt eine ganz bestimmte Vogelart besonders am Herzen. Wir sind schon sehr gespannt, für wen sich die Menschen in Nordrhein-Westfalen mehrheitlich entscheiden werden und rufen alle dazu auf, sich an dieser Wahl zu beteiligen. Hierfür braucht es keine besonderen Vorkenntnisse, sondern nur die Begeisterung für den eigenen Lieblingsvogel.“
Ernährung
Zur Brutzeit vertilgt das Rotkehlchen überwiegend Insekten und deren Larven, insbesondere Käfer, Zweiflügler, Schmetterlingsraupen, Ameisen und Blattläuse. Im Sommer und Herbst erweitert es sein Nahrungsspektrum mit Beeren und anderen Früchten.
Stimme
Trotz seiner bescheidenen Größe ist das Rotkehlchen recht stimmgewaltig. Der Reviergesang aus relativ langen und variablen Strophen wird wegen seiner Klangstruktur als „perlend“ und wegen seiner emotionalen Wirkung auf uns Menschen oft als „wehmütig“ bezeichnet.
Lebensraum
Das Rotkehlchen brütet in Wäldern, Gebüschen, Hecken, Parks, Gärten und Friedhöfen. Es bevorzugt unterholzreiche Wälder, besonders in der Nähe von Gewässern oder an feuchten Standorten. Es lässt sich daher auch gut in einem durch heimische Sträucher bewachsenen Garten beobachten.
Fortpflanzung
Die Balz und Paarbildung beginnt schon im Dezember, wenn die Vögel, aufgrund der Klimaerwärmung und Winterfütterung gerne am Standort bleiben. Der Neststand ist außerordentlich variabel, wobei Bodennester zwischen Wurzeln, unter Baumstämmen, in Erdlöchern oder im Gras favorisiert werden. Auch niedrig hängende Halbhöhlen-Nistkästen werden öfter angenommen. Die Brutzeit beginnt Anfang April und endet im Juli. Das Gelege umfasst drei bis sieben gelbliche Eier mit zahlreichen rotbraunen Punkten und Linien. Nach 12 bis 15 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Sie verlassen das Nest nach 13 bis 15 Tagen. Zwei Bruten pro Jahr sind keine Seltenheit. Ungünstig gelegene Nester können von Katzen geplündert werden.
Bestand
Der Bestand in Deutschland wird auf etwa 2,5 bis 4 Millionen Brutpaare, die Siedlungsdichte auf 0,7 Brutpaare pro zehn Hektar geschätzt. Damit gehört das Rotkehlchen zu unseren häufigsten Brutvögeln.
Gefährdung
Derzeit gilt der Rotkehlchen bestand als weitgehend stabil. Überregional feststellbare, langfristige Abnahmen entstehen in Mitteleuropa vor allem infolge von Ausräumung der offenen Landschaft durch die Intensivierung der Landwirtschaft und zunehmende Verbauung. In Südeuropa fallen jährlich noch immer Tausende von Rotkehlchen der Jagd zum Opfer.
Vorschläge zum Schutz
Trotz der hohen und weitgehend stabilen Bestandszahlen in NRW, kann das Rotkehlchen von folgenden Schutzmaßnahmen profitieren: Wiederherstellung eines reich strukturierten, gehölz- und heckenreichen Kulturlandes und Belassung von Falllaub und Unterholz in Wirtschaftswäldern. Zudem könnte die Ansiedlung in Gartenstädten und Parks durch naturnähere Gestaltung und Nisthilfen verstärkt werden.