Eine der größten Amphibienpopulationen in NRW ist langfristig gesichert

Neubau von Amphibienschutztunneln am Merkener Busch

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Amphibien im Bottich (Foto: Achim Schumacher)

Die Entwicklung des Amphibienschutzzauns am Merkener Busch ist schlicht unglaublich. Mit schon gut 600 Amphibien im Jahre 1996 hat sich die Zahl bis zum Jahre 2008 um ein Vielfaches auf gut 31.000 Tiere erhöht. Das ist eine atemberaubende Entwicklung, die wir vorher nicht für möglich gehalten hätten. Besonders erfreulich hierbei ist die gute Entwicklung der Springfrosch- und Bergmolchpopulation, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten als besonders stark bedroht geführt werden. Bis zum Jahr 2008 wurden die Tiere von den ehrenamtlichen Helfern jeden Morgen während der Wandersaison in den gut 50 eingegrabenen Fangeimern eingesammelt, gezählt und auf die andere Straßenseite getragen. Die Amphibien kommen zu Beginn der Wandersaison von ihren Sommer- und Überwinterungslebensraum, dem Merkener Busch, und haben ab einer Temperatur von gut 6 bis 8 °C nur noch die Fortpflanzung im Kopf. Dafür wandern sie Jahr für Jahr in die Schönungsteiche der Kläranlage Düren, die sich zu einem hervorragenden Laichbiotop der Amphibien durch die gute Wasserqualität entwickelt haben.

Um aber eine langfristige Sicherung der Amphibienpopulation am Merkener Busch zu erreichen, suchten wir im NABU nach einer passenden Lösung. Unsere Kreisgruppe erfuhr im Jahre 2005 davon, dass die Kläranlage Düren auf ihrem Gelände drei Faulbehälter errichten würde. Durch die Baumaßnahme auf einem Landschaftsschutzgebiet muss der Wasserverband Eifel-Rur jedoch Ausgleichsmaßnahmen schaffen. Normalerweise hätte man diese Ausgleichmaßnahmen durch eine Wiederanpflanzung von Bäumen und Gehölzen geleistet, jedoch wurden wir schon damals von der zuständigen Leiterin für ökologische Bauplanung und vom Wasserverband Eifel-Rur aufgrund unserer jahrelangen guten Zusammenarbeit gefragt, ob noch andere Möglichkeiten für Ausgleichmaßnahmen sinnvoll wären. Unsere NABU Gruppe kam dann zusammen mit Frau Schulz auf die Idee, Querungshilfen beziehungsweise Amphibienschutzunnel unter der Straße einzubauen, damit die Kröten, Frösche und Molche die Straße unbeschadet unterqueren können, und so sicher zu ihrem Laichgewässer kommen. Nachdem wir die Zustimmung zu diesem Projekt erhielten, arbeiteten wir weiterhin intensiv als Berater mit Frau Schulz und der Bauleitung zusammen, um eine gute Lösung zu finden.

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Tunneleinbau (Foto: Achim Schumacher)

In vielen Gesprächen wurde zunächst die Art der Amphibientunnel bestimmt. So wurde ein System gewählt, das nach unten hin offen ist, sodass die Amphibien über den natürlichen Waldboden laufen können. Weiterhin sind die Tunnel an der Oberfläche geschlossen, damit kein Anpressdruck durch die darüber fahrenden LKWs entstehen kann. Wichtig war, dass die Tunnel immer höchstens in einem Abstand von 30 Metern voneinander verbaut wurden, damit die Entfernung zwischen den Tunneln nicht zu groß ist. Wenn dies der Fall wäre, kann es vorkommen, dass die Amphibien wieder in den Wald zurückkehren und auf diese Weise nicht zum Ablaichen kommen.

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Tunnelanpassung an den Leitzaun (Foto: Achim Schumacher)

Die eigentliche Baumaßnahme der 13 Tunnel erstreckte sich von Dezember 2008 bis März 2009, sodass die Wanderung im Frühjahr 2009 schon planmäßig durch die Schutztunnel erfolgen konnte. Zusammen mit einer Gruppe von ca. 15 jungendlichen Helfern passten wir am 14. Februar 2009 unseren vorhandenen Leitzaun an die Amphibientunnel an, damit die Tiere direkt in die Tunnel geleitet werden konnten.

links (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: oben) Foto: Tunneleingang

rechts (bzw. bei Darstellung auf mobilen Endgeräten: unten): Tunnelausgang

(Fotos: Achim Schumacher)

Um den Erfolg der Maßnahme zu überprüfen, haben wir uns vom NABU selbstverständlich bereit erklärt, noch für zwei bis drei Jahre ein Monitoring durchzuführen, um zu sehen, ob alle Tunnel angenommen werden. Dazu wurden von uns an den Tunnelenden größere Bottiche eingegraben, in die die Amphibien fallen sobald sie durch die Tunnel gelaufen sind.

 

Zur feierlichen Eröffnung am 30. März 2009 kamen alle Beteiligten vom Wasserverband Eifel-Rur und dessen Verbandsratsvorsitzenden Paul Larue, der Baufirma Lühn-Bau, der Kläranlage Düren, natürlich Frau Schulz von der ökologischen Leitung des Projektes und die vier Beteiligten von NABU Düren (Frau Eberius, Herr Schumacher, Herr Frankenberg und Herr Barbian). Sogar die Presse und der WDR waren zu Gast. Zum Glück war zu diesem Zeitpunkt die Wanderung schon voll im Gange, sodass wir den Besuchern schon jede vorkommende Amphibienart zeigen konnten. Viele sahen diese Tiere zum ersten Mal und waren sichtbar beeindruckt.

Schon nach der ersten Wanderungssaison konnten wir eine sehr positive Bilanz ziehen, denn alle Tunnel wurden von den Amphibien angenommen, und zwar von allen acht Arten. Die vorläufige Zählung ergabt eine Zahl von mehr als 20.000 Amphibien, so dass die Maßnahme als ein toller Erfolg gewertet werden konnte.


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