Positionspapier Freiflächenphotovoltaik

Der NABU Düren greift das Thema auf


Nachfolgende Pressemitteilung wurde am 15.11.2022 an das Medienhaus Aachen versandt:

mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel in den Dürener Nachrichten vom 05.11.2022 „Nehmt uns nicht die Ackerflächen weg“ [Bezahlschranke] gelesen.

 

Ich bin aktiv im NABU Kreisverband Düren e.V. und habe den Verwaltungen und Fraktionen von Stadt und Kreis Düren, dem Dürener Bürgermeister und dem Landrat (und auch den Lokalredaktionen Düren und Jülich des Medienhauses Aachen) das Positionspapier Freiflächenphotovoltaik des NABU NRW zur Verfügung gestellt. Meine diesbezügliche Mail vom 22.10.2022 hänge ich an.

 

Ich habe mich gefreut, beim Lesen Ihres Artikels Übereinstimmungen in den Positionen von Herrn Gussen und dem NABU NRW festzustellen.

 

Stichwort: Dächer vs. Freifläche 

Eine der Kernforderungen des NABU besteht darin, dass die Förderprioritäten auf Dachflächen und weitere bereits versiegelte Bereiche wie Parkplatzflächen ausgerichtet werden sollen. Insbesondere in NRW, wo der Anteil an Siedlungs- und Verkehrsflächen und die Neuversiegelungsfläche von wertvollen Natur- und Freiflächen die höchsten unter den Flächenbundesländern sind, trägt die Ausschöpfung der Photovoltaik-Potenziale auf versiegelten und vorbelasteten Flächen sowie die integrierte Nutzung auf landwirtschaftlichen Flächen in NRW eine besondere Bedeutung, damit es keine Erhöhung des Flächennutzungsdrucks durch Solarparks gibt. Ein forcierter Ausbau der Photovoltaik auf Dächern ist nicht nur besonders naturverträglich, er gewährleistet auch, dass die Städte mit ihren hohen Energieverbräuchen einen größeren Beitrag zur Energiewende leisten.

 

Leider ist aber eine Nutzung der Dachflächen allein für eine die Klimaziele erreichende Energiewende nicht ausreichend. Auch bei der Erschließung nahezu aller potenziellen Dächer bis 2045, müssen parallel Solarparks ausgebaut werden, um die nötige Größenordnung an regenerativer Stromerzeugung zu erreichen. Die Nutzung von Solarenergie im Freiland kann daher nicht zurückgestellt werden, bis alle Dachflächen genutzt sind. Ein gleichzeitiger Ausbau im Freiland ist unvermeidlich.

 

In diesem Zusammenhang fordert der NABU allerdings, dass Solarparks einen Mehrwert für den Naturschutz gewährleisten müssen. Über eine naturverträgliche Standortwahl der Solarparks können viele negative Auswirkungen reduziert werden. Aus naturschutzfachlicher Sicht bieten sich viele Flächen an, zum Beispiel an Verkehrstrassen, auf Müllhalden sowie Konversionsflächen mit hohem Versiegelungsgrad an.

 

Stichwort: Agri-Photovoltaik 

Der NABU hält Agri-Photovoltaik-Anlagen für geeignet, einen Mehrwert für Landwirte darzustellen, wenn durch die Energieproduktion Zusatzeinnahmen generiert werden können. So können Mindereinnahmen aus der landwirtschaftlichen Produktion kompensiert werden.

 

Ihr Artikel erläutert, dass Agri-Photovoltaik-Anlagen eine Doppelnutzung von Landwirtschaft und Photovoltaik ermöglichen. Der NABU NRW sieht hier sogar die Möglichkeit der Dreifachnutzung! Flächen können gleichzeitig als Agrarland und für erneuerbare Energieerzeugung genutzt werden und sollten darüber hinaus einen Beitrag für mehr Biodiversität leisten. Der NABU NRW empfiehlt, Agri-Photovoltaik an Biodiversitätsmaßnahmen zu koppeln, damit sie ihr ganzes Potenzial entfalten.

 

Stichwort: Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen 

In einem Punkt vertritt der NABU eine etwas andere Auffassung als Herr Gussen. Wenn betont wird, dass Solarparks landwirtschaftliche Nutzfläche verbrauchen, auf der Lebensmittel angebaut werden, muss gleichzeitig mitbedacht werden, dass allein 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland aktuell für den Futtermittelanbau genutzt werden. Weitere 14 Prozent stehen derzeit für „Energiepflanzen“ zur Verfügung, deren Biomasse energetisch genutzt wird. Nur auf 22 % der Agrarflächen werden direkt Nahrungsmittel produziert.

 

Der Stromertrag pro Fläche ist bei Solarparks um ein Vielfaches höher als der von Biomasse. Solarmodule können - verglichen mit dem Energiepflanzen-Anbau - auf derselben Fläche bis zu 50 mal mehr Stromerzeugung ermöglichen. Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen, die (z.B. für Energiepflanzen) intensiv bewirtschaftet werden und dadurch besonders artenarm und ökologisch geringwertig sind, können so geplant und angelegt werden, dass sie eine ökologische Aufwertung der Fläche bewirken, und gleichzeitig einen höheren Beitrag zur Energiewende leisten als dieselbe Fläche es zuvor getan hat.

 

Anlehnend an Ihren Artikel vom 05.11.2022 thematisiert meine heutige Mail in erster Linie die Standortfrage von Photovoltaikanlagen. In dem anhängenden Papier finden Sie neben detaillierteren Informationen zur Standortfrage auch die Positionen des NABU zur Ausgestaltung von Freiflächenphotovoltaikanlagen – alles versehen mit Quellenangaben zu den getroffenen Aussagen.

 

Ich würde mich freuen, wenn auch die Position des NABU Eingang in Ihre Berichterstattung finden würde und stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung – ggf. auch gemeinsam mit einem Kollegen vom NABU NRW, der am Positionspapier mitgearbeitet hat.

 

Viele Grüße

Tanja Malchow

für den NABU Kreisverband Düren e.V.

Mobil: 0157 72928614


Das Positionspapier Freiflächenphotovoltaik des NABU NRW und weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auf der Seite des NABU NRW.