Jahresbericht 2015

NABU Kreisverband Düren e.V.

von Gertraud Eberius, 1. Vorsitzende

und Achim Schumacher, 2. Vorsitzender

(entnommen aus dem Jahresheft für 2016)


Liebe Mitglieder und Freunde,

 

für das Jahr 2016 haben wir wieder ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Exkursionen zusammengestellt, wozu wir Sie herzlich einladen. Das Programm und aktuelle Berichte und Änderungen finden Sie auch immer auf unserer Homepage (www.nabu-dueren.de).

 

Nach unserer neuen Mitgliederliste hat unser Kreisverband 2015 718 Mitglieder, Wir begrüßen dieses Jahr 16 neue Mitglieder und laden auch sie herzlich ein.

 

Als Träger öffentlicher Belange hat unsere Arbeit zum Schutz der Natur mit den vielen Stellungnahmen bei immer wieder neuen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Behörden, Städten und Gemeinden des Kreises Düren allen Beteiligten viel Zeit abverlangt. Dafür möchten wir auch dieses Jahr allen unseren Dank aussprechen.

 

Da die Ergebnisse aus Sicht des Naturschutzes auch dieses Jahr keinesfalls unseren Erwartungen entsprachen, haben wir die verschieden Behörden und die Politik im Kreis Düren um ein Gespräch über die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Behörden und Politik gebeten.

 

So hatten die Fraktion im Kreistag Düren, (Landrat, CDU, Bündnis90 Die Grünen) im Juni und November die Naturschutzverbände zu einem Informationsaustausch zur zukünftigen Zusammenarbeit zwischen Politik und den Verbänden eingeladen. Die Verbände hatten die Themen vorgeschlagen. Als Ergebnis entstand nach einem konstruktivem Gespräch die Forderung, fundierte Kritik der Naturschutzverbände bei Entscheidungen der Behörden in Zukunft mehr zur Kenntnis zu nehmen und zu berücksichtigen. Die Erstellung eines weiterführenden Konzeptes ist für 2016 geplant.

 

Mit weitgehend gleichen Themen hat dann im September die Untere Landschaftsbehörde (ULB) die Naturschutzverbände und die Biologische Station im Kreis Düren zu einem Arbeitsgespräch eingeladen. Auch hier gab es einen sachlich-konstruktiven Austausch zu den von den Verbänden als kritisch gesehenen, wichtigen Themen.Die Treffen werden 2016 mit Vorschlägen zu konkreten Maßnahmen fortgesetzt.

 

Außerdem hat die ULB im Oktober zu einem Runden Tisch zur Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zum Thema:“ Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften“ die Vertreter der verschiedenen Organisationen eingeladen. Auch hier ist für 2016 ein Arbeitskreis geplant.

 

Wir hoffen, dass diese geplante Zusammenarbeit mit den einzelnen Gruppierungen ab 2016 mit Erfolg in konkrete Vorhaben umgesetzt werden kann.

 

Amphibienschutz im Kreis

Auch in diesem Jahr haben wir wieder vier Amphibienschutzzäune betreut. So halfen wir den Amphibien im Merkener Busch, am Pierer Wald, an der Merkener Brücke sowie an der Karl-Arnold-Straße in Düren. So konnten wir wieder mehrere tausend Kröten, Frösche und Molche vor dem Straßentod bewahren und ihnen einen sicheren Weg zu den Laichgewässern ermöglichen. Allerdings haben wir den Zaun in der Karl-Arnold-Straße nun abgebaut, da wir nur noch ein paar Dutzend Tiere in den eingegrabenen Eimern vorfanden. Es ist anzunehmen, dass die Tiere nicht mehr über die Straße wandern, sondern sich eher in den Waldgebieten rund um die Laichgewässer aufhalten. Weiterhin planen wir nun die ersten konkreten Maßnahmen zur Errichtung des Ersatzlaichgewässers am Pierer Wald, wo im Januar Erdprobebohrungen gemacht werden, um zu sehen, ob der Erdboden mit Altlasten belastet ist. Wenn dies nicht der Fall ist, planen wir die Errichtung des Ersatzlaichgewässers für 2016 oder 2017, sodass die Amphibien nicht mehr in das Gewerbegebiet und über die Landstraße L12 wandern müssen.

 

Ein großes Problem bleibt aber der Chytridpilz. Nachdem wir die erste Form dieses Pilzes bereits vor einigen Jahren bei Amphibien im Kreisgebiet und an unseren Schutzzäunen nachweisen konnten, sind bisher keine Verluste in den Populationen feststellbar gewesen. Doch nun bedroht eine neue Form des Pilzes, der in der Presse als der "Salamanderfresser-Pilz" bekannt geworden ist, unsere heimischen Schwanzlurche. Dieser Salamander-Chytridpilz befällt besonders den Feuersalamander und führt innerhalb kürzester Zeit zum Tode der Tiere. In den Niederlanden hat er es nun wenigen Jahren geschafft, fast den gesamten Feuersalamander-Bestand zum Erlöschen zu bringen. In Belgien hat es auch schon positive Befunde gegeben. Die Biologische Station Düren und die Biologische Station Aachen haben in diesem Jahr intensiv die hiesigen Feuersalamander mittels Abstrichen der Haut beprobt und nach ersten Erkenntnissen auch positive Befunde erhalten. Es ist daher besonders wichtig, dass wir diese besorgniserregende Entwicklung im Auge behalten. Nicht nur Feuersalamander sind betroffen, sondern auch andere Schwanzlurch wie Bergmolche oder Kammmolche. Sollten Sie in der Natur einen toten Feuersalamander entdecken, melden Sie sich bitte bei uns oder bei Herrn Dr. Lutz Dalbeck von der Biologischen Station unter: 02427/949870.

 

Eisvogelschutz im Kreis

Im Jahr 2015 konnten wir an drei Stellen im Kreisgebiet spezielle Eisvogelbrutwände errichten. Der Eisvogel hat nun schon seit Jahren große Probleme geeignete Brutmöglichkeiten zu finden. Für seine Brut braucht er Steilböschungen an Ufern, in die er eine ca. 1 Meter lange Brutröhre mit anschließendem Brutkessel hinein baut. Diese Gegebenheiten findet er aber nicht mehr häufig vor, sodass er meist seine Höhlen in Wurzelteller von umgefallenen Bäumen bauen muss. In Kooperation mit dem Eisvogelexperten Rolf Thiemann haben wir nun in diesem Jahr drei Brutwände in Heimbach, in Nideggen und an unserer NABU Hütte errichten können. Die Brutwand in Heimbach wurde für das LIFE-Projekt zur Renaturierung der Rur unterhalb der Staumauer in Kooperation mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Düren errichtet. Wir hoffen nun auf einen baldigen Einzug des fliegenden Edelsteins, dem Eisvogel.

 

Bericht des AK Fledermausschutz

Der Arbeitskreis Fledermausschutz erfreut sich der konstanten Mitarbeit von mittlerweile sechs Mitarbeitern im Kreisgebiet Düren und der freundlichen Unterstützung von drei Mitarbeitern in unseren Nachbarkreisen Heinsberg und Aachen. Zwei unserer Mitarbeiter wurden 2015 zum Fledermaus-botschafter beim NABU Landesverband ausgebildet.

 

Im Rahmen des gleichnamigen NABU-Projektes wurde einer Familie aus Hausen die Plakette „Fledermausfreundliches Haus“ verliehen. Die junge Familie beherbergt an ihrem Gebäude in einem eigens für die kleinen Nachtgeister angefertigten Holzkasten eine seltene Bartfledermaus-Wochenstube. Das harmonische Zusammenleben mit den heimlichen Versteckkünstlern kann nicht schöner vorgelebt werden.

 

Schwerpunkte unserer praktischen Arbeit liegen in den Winterkontrollen z.B. der Zitadelle Jülich, Bunkern und Bergwerken im Raum Düren und Aachen, und im Sommer in der Zählung und Betreuung der Großen Mausohr-Wochenstube in Düren, aber auch anderer uns bekannter Quartiere. Das Kirchenprojekt zeigt zunehmend wie wichtig unsere Kirchentürme und – dächer für die Artengruppe Langohren in der Region sind.

 

Die Arbeit an der Bergehalde Beythal wurde dieses Jahr abgeschlossen. Ein Bericht dazu ist in Vorbereitung. Auch zum akustischen Monitoring an der NABU-Hütte in Merken werden wir im Winter eine Zusammenstellung verfassen. Wir erwarten wichtige Daten zum Verhalten einzelner Arten in der Region.

 

Wie jedes Jahr haben wir über das Jahr zahllose Anrufe zum Thema Fledermäuse erhalten. Einige Pfleglinge haben den Sommer bei verschiedenen Mitarbeitern verbracht. Das Thema Pflege soll im nächsten Jahr landesweit in einem Workshop abgestimmt werden.

 

Leider nahmen Stellungnahmen zu Windkraftanlagen im Laufenburger Wald, Niederzier-Straß, Linnich-Boslar und –Gereonsweiler, Kreuzau-Thum, Hürtgenwald-Brandenberg und in dem benachbarten Kreis Aachen sehr viel Arbeitszeit in Anspruch. Schon seit geraumer Zeit ist klar, dass Fledermäuse eine der am stärksten betroffenen Artengruppen an den Windrädern sind. Durchschnittlich 10 Fledermäuse kommen nach einer von Bundesumweltministerium finanzierten wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2011 pro Windrad und Jahr zu Tode. Bei gut 2000 Windrädern in NRW sind das 20.000 tote Fledermäuse jedes Jahr landesweit. Es ist damit zu rechnen, dass alle Fledermausarten, die sich mit durchschnittlich einem Jungtier pro Jahr sehr langsam fortpflanzen, allein aufgrund dieser Gefährdungen (andere Gefahren wie Verlust von Quartierräumen und Nahrungsflächen haben nicht abgenommen) an den Rand der zum Überleben notwendigen Populationsgrößen und darüber hinaus gedrängt werden.

 

Leider gibt es bisher keine Standards zu „Fledermausfachgutachten“ an Windkraftanlagen. Alle deruns bekannten Gutachten arbeiten nicht nach den Regeln der erwähnten wissenschaftlichen Studie von 2011 (was sich eigentlich von selbst verstehen würde).

 

Die Behörden sind mit der Beurteilung der Gutachten und den Einschätzungen in der Regel fachlich überfordert und verlassen sich umfangreich auf die Aussagen der Gutachter. Der Wille, hier Klarheit in die großen Wissenslücken zu lokalen Fledermauspopulationen und Betroffenheiten der Fledermausarten zu finden, ist durchgehend in keinem der Gutachten zu erkennen. Entsprechende gutachterliche Schlussfolgerungen sind weder nachvollziehbar, noch im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes vorsorgend gedacht. Vielmehr offenbart sich in allen Gutachten die Privilegierung der Vorgaben durch den Auftraggeber. Diesem Handeln wollen wir nicht untätig zusehen und fordern in allen Verfahren eine fach- und sachgerechte unabhängige Untersuchung der Arten. Hierfür setzen wir uns bei unserer Arbeit besonders ein.

 

Fledermäuse brauchen auch Ihre Hilfe. Wenn Sie Interesse an Mitarbeit haben, melden Sie sich bitte unter 02423/901346. Bitte denken Sie daran, Fledermausuntersuchungen sind im Sommer Nachtarbeit. Im Winter sind eine gewisse Beweglichkeit und Trittsicherheit in engen Räumen erforderlich.

 

Kindergruppen an der NABU Hütte

Auch in 2015 hatten wir wieder zahlreiche Kindergruppen zu Besuch. Die Gruppen setzten sich aus Kindergärten, Schulen und Kindertagesstädten, aber auch einen Kindergeburtstag sowie einer Familienexkursion zusammen. Es waren insgesamt 15 Gruppen, die unsere NABU Hütte besucht haben oder zu Exkursionen in die Natur geführt wurden. Um Berührungsängste abzubauen stehen meist heimische Tiere (z.B. Amphibien) bereit, die hautnah betrachtet werden können und anschließend sofort wieder in die Freiheit entlassen werden.

 

Wie fast jedes Jahr kamen die Schüler der 1.-4. Klasse der Grundschule in Merken, um zur Amphibienwanderzeit beim Einsammeln der Tiere am Schutzzaun im Merkener Busch zu helfen.

 

Zu einem festen Bestandteil des Naturerlebens sind die Honigbienen unserer Imkeringeworden. Nachdem sie die Bienen im Stock mit Rauch beruhig hat, erklärt sie den Kindern am geöffneten Bienenstock das komplexe Zusammenleben des Bienenstaats, zeigt ihnen die verschiedenen Arten von Waben und Brutzellen und erklärt die verschieden Arbeitsgänge des Imkers. Damit die Kinder die Bienen hautnah erleben können, holt sie aus dem Stock einige männliche Bienen (Drohnen). Da diese Tiere keinen Stachel haben, können die Kinder diese Bienen über die Hände laufen lassen, währen Frau Mali die Aufgaben der Drohnen und ihren Lebenszyklus erläutert. Als Höhepunkt dürfen die Kinder den Honig probieren.

 

Während ein Teil der Kinder bei Frau Mali und den Bienen ist, beobachtet der andere Teil der Kinder die Vögel auf dem Wasser von der Beobachtungshütte aus und erhalten von den anwesenden NABU-Mitgliedern Information zu den zu sehenden Tieren und über unsere Ausstellungsstücke in der NABU Hütte. So sind Nester von Vögeln wie beispielsweise die Höhle eines Buntspechts zu sehen, aber auch viele andere spannende Dinge rund um die heimische Natur.

 

Abschließend geht es auf eine Schnitzeljagd in den Wald. Dafür wurden vorher Fotos von Bäumen, Sträuchern, Pilzen und Früchten im Wald gemacht. Die Bilder werden an die Kinder verteilt, die sie dann längs des Wegesrandes finden sollen.

 

Bei der Familienexkursion können die Kinder mit mitgebrachten Keschern Kleintiere wie Libellenlarven, Ruderwanzen, Wasserkäfer und Anderes aus den Schönungsteichen an der Beobachtungshütte fischen, die anschließen bestimmt und unter der Stereolupe betrachtet werden. Anschließend bringen die Kinder die Tiere wieder in den Teich zurück. In der einbrechenden Dämmerung können danach mit etwas Glück auch einige Fledermausarten beobachtet werden.

 

Wir wünschen Ihnen alles Gute zum Neuen Jahr und weiterhin viel Freude in der Natur.