Die Naturschutzverbände Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisgruppe Düren, Landesgemeinschaft Naturschutz (LNU) e.V., Anlaufstelle Kreis Düren und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Kreisverband Düren e.V. hatten sich bereits im November 2022 kritisch zu den Planungen der indeland GmbH für die Gestaltung des Umfeldes des künftigen Indesees geäußert. Der Rahmenplan Indesee 2.0 gibt der Natur aus Sicht der Verbände zu wenig Raum. Im Fokus stehen wirtschaftliche Interessen, der Tourismus und eine freizeitorientierte Nutzung des Sees, der Uferbereiche und des Seeumfeldes.
Deshalb haben die Landesverbände der Naturschutzverbände im Rahmen ihrer Stellungnahme zum „Abschlussbetriebsplan sachlicher Teil 1, Tagebau Inden“ eigene Vorschläge für eine Gestaltung des Restsees Inden und dessen Umfeldes unterbreitet, die nicht nur wirtschaftlichen und touristischen Interessen gerecht werden, sondern nach dem Ende des Braunkohleabbaus auch einen ökologisch wertvollen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten wiederherstellt und damit die Biodiversität im Rheinischen Revier fördert.
UN-Biodiversitätskonferenz unterstützt die Forderung der Verbände
Die Naturschutzverbände berufen sich dabei auf den Beschluss der UN-Biodiversitätskonferenz, die in Montreal im Dezember 2022 das „30-bis-30-Ziel“ beschlossen hat: bis zum Jahr 2030 werden mindestens 30 % der Landfläche und mindestens 30 % der Meeresfläche zu Schutzgebieten. BUND, LNU und NABU fordern dementsprechend auch für das Rheinische Revier, dass mindestens 30% der Fläche unter Schutz gestellt werden. Der Restsee Inden und dessen Umfeld sollen einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels leisten und als einer der geplanten Kernbereiche in den Biotopverbund Rheinisches Revier eingebunden werden.
Zwei Alternativvorschläge in Text und Bild
Nachdem wir unsere Vorschläge im Rahmen der Stellungnahme zu o.g. Abschlussbetriebsplan textlich beschrieben haben, freuen wir uns, Ihnen heute die Kartendarstellungen und textlichen Erläuterungen unserer beiden Alternativvorschläge zur Verfügung stellen zu können.
Die bisherigen Planungen der anliegenden Kommunen sehen für den Seekörper und dessen Uferbereiche besonders im nordöstlichen, östlichen und südlichen Bereich eine wirtschaftliche, freizeitorientierte sowie touristische Nutzung vor. Die Naturschutzverbände sehen die dringende Notwendigkeit, den nördlichen und nordwestlichen Bereich des Sees und die angrenzenden Landflächen als Naturschutz-Vorrangfläche zu entwickeln und über die Landschaftsplanung als Naturschutzgebiet auszuweisen. Dabei ist es von immanenter Bedeutung, diesen Bereich als Rückzugs- und Ruhebereich ausschließlich der Natur zur Verfügung zu stellen und andere Nutzungen, insbesondere Freizeit-Nutzungen, auszuschließen. Lediglich eine extensiv betriebene Landwirtschaft soll im Naturschutzgebiet zulässig sein und die Herstellung eines Feldvogel-Schutzgebietes unterstützen. Bestehende Wege z.B. entlang der neu verlegten Inde und zwischen den Feldfluren bieten Möglichkeiten für eine naturorientierte Erholungsnutzung in Form von Wanderungen und Naturbeobachtung.
Es entsteht eine ökologisch wertvolle Landschaft
Den Naturschutzverbänden ist bewusst, dass die in den Karten dargestellten Flächen teils nicht mehr unter Bergaufsicht stehen. Dennoch haben die Verbände ein Konzept zur Raumentwicklung des ehemaligen und des noch bestehenden Tagebaugebiets Inden entwickelt, das Vorschläge für die zukünftige Nutzung des Gesamtraums macht und darlegt, wie sich der Restsee bzw. die noch zuzulassenden Abschlussbetriebsplan-Flächenteile in eine auch ökologisch wertvolle Landschaft einfügen können.
Tagebau-Folgelandschaften während ihres Entstehens (Fotos: Shanaly Le)
Zwischennutzung
Mit der Gestaltung der einzelnen Elemente des Naturschutzgebietes kann und muss bereits sofort mit Beginn der Befüllung des Restsees begonnen werden. So können ökologisch sinnvolle Zwischennutzungen unterstützt werden. Die Naturschutzverbände sind der Auffassung, dass die Böschungen des Restsees bis zur vollständigen Befüllung aus Sicherheitsgründen nicht betreten oder befahren werden sollten. Sie sollen aber strukturiert werden, z.B. durch Anlegen kleiner, mit Niederschlagswasser gefüllter Mulden, um auch in der Zeit bis zur endgültigen Befüllung des Sees Pflanzen und Tieren Lebensraum zu bieten. Zur Stützung der Biodiversität, des Biotopverbundes und der Standsicherung der Böschungen könnten aus Sicht der Naturschutzverbände Hecken (z.B. Brombeere, Wildrose, Weiß- und Schwarzdorn) und möglicherweise auch kleinere Wäldchen (z B. Birke, Weide, Vogelbeere) gepflanzt, gesät oder durch die Sukzession initiiert werden oder sich selbständig ansiedeln. Eine breite Sicherheitszone ist der natürlichen Sukzession zu überlassen.
Wie geht es nun weiter?
Die Naturschutzverbände wenden sich mit ihren Vorschlägen in diesen Tagen an die zuständigen Behörden, Politik, Verwaltung, Presse und an RWE, um ins Gespräch zu kommen. Wir möchten die Beweggründe erläutern, die zu unseren Vorschlägen geführt haben und das Thema gemeinsam diskutieren und auf den Weg bringen.
Auch das Mitgliedermagazin des NABU NRW greift das Thema in seiner Ausgabe 2/2023 auf. Den Beitrag zu den Vorschlägen der Naturschutzverbände für den geplanten Indesee finden Sie dort auf Seite 11.
Der WDR hat das Thema Biotopvernetzung in seiner Reihe "Dok 5 - Das Feature" aufgegriffen. Die Reportage vom 09.04.2023 stellt dar, wie wichtig der Schutz und die Vernetzung von Biotopen ist. Denn solange einzelne Schutzgebiete nicht miteinander verbunden sind, hat die Natur keine Chance auf eine dauerhafte Rückkehr. In dem Artikel wird auch die besondere Situation im Rheinischen Revier und die Bedeutung eines funktionierenden Biotopverbundes in der Tagebau-Folgelandschaft dargestellt. Sehr hörenswert!
Dok 5 - Das Feature · Grüne Adern - Wie Ökokorridore Natur vernetzen · Podcast in der ARD Audiothek