Der Waschbär stammt aus Nordamerika und wurde Anfang des 20.Jhdts. hier nach Deutschland gebracht und auch ausgewildert. Er erreicht eine Schulterhöhe von 20 - 30 cm bei einem Gewicht von bis zu 9 kg. Seine Körperlänge beträgt 40 - 60 cm, dazu kommt noch der Schwanz. Er hat eine Lebenserwartung von ca. 16 Jahren, wobei bis zu einem Alter von 2 Jahren eine relativ hohe Sterblichkeit zu erwarten ist, danach gibt es kaum Verluste. Paarungszeit ist im allgemeinen im Februar. Nach einer Tragzeit von ca. 9 Wochen kommen 2 - 5 Jungtiere zur Welt.
Nahrung
Seine Nahrung besteht aus Reptilien, Amphibien, Vögeln, anderen kleinen Wirbeltieren und Wirbellosen. Dabei sind viele selten gewordene Arten darunter. Besonders betroffen ist die europäische Sumpfschildkröte, von der er Tiere in allen Altersstufen und auch Eier frisst. Des weiteren Schlangen, Echsen und Amphibien, wobei er gelernt hat, Kröten aus der mit giftigen Drüsen versehenen Haut zu schälen. Er lernt schnell, wo es etwas zu holen gibt und bedient sich dann z.B. gerne an den Kröten in Eimern an Krötenschutzzäunen. Kleine Teiche kann er ganz leer räumen. Auch Eier werden gerne aus den Nestern geholt. Im Herbst ernähren sich die Waschbären überwiegend pflanzlich, gerne von Beeren. Dazu kommen in der Nähe von Siedlungen noch Abfälle der Menschen.
Waschbären haben Hände und Füße, die denen der Menschen sehr ähnlich sind. Sie haben lange Finger und Zehen, die sich perfekt als Greifwerkzeuge eignen. Entsprechend können sie gut klettern, durch kleine Löcher, wie z.B. das Einflugloch eines Nistkastens, greifen und dort entsprechend Nahrung greifen und rausholen. Deckel von Mülltonen und anderen Behältnissen, die nicht fest verschlossen sind, können sie so auch gut öffnen.
Verbreitung
Der Waschbär kommt fast deutschlandweit vor, spätestens 2060 rechnet man mit einer flächendeckenden Ausbreitung. In naturnahen Gebieten kommt man auf 2 - 6 Tiere pro km2, in urbanen Gebieten auf ca. 100 Tiere pro Quadratkilometer. Die Jagd entnimmt jährlich 8% der Population, das Wachstum beträgt dagegen 26 %.
Ist eine Steuerung der Populationsdichte möglich?
Da der Waschbär „neu“ hier ist, gibt es nur wenige Parasiten und Krankheiten, die ihm gefährlich werden können. Da ist praktisch nur die Staupe zu nennen, die Populationen sehr stark, um bis zu 80 % in einem Jahr, reduzieren kann. Fressfeinde können der Wolf, der Luchs, bei sehr jungen Tieren auch mal der Fuchs sein.
Einen hoher Verlust, wie durch die Staupe z.B., kann durch stärkere Vermehrung meist innerhalb eines Jahres wieder ausgeglichen werden. Dann werden auch schon 1-jährige Weibchen trächtig, was normalerweise erst mit zwei Jahren der Fall ist. Auch zwei Trächtigkeiten in einem Jahr sind bei gutem Nahrungsangebot ausnahmsweise möglich.
Um die Zahl der Tiere durch die Jagd zu reduzieren, müssten jährlich 600.000 Waschbären erlegt werden, z.Zt. ist es 1/10 davon. Das ist also völlig unrealistisch.
Als weitere Möglichkeit wird im Moment die Möglichkeit der Geburtenkontrolle diskutiert, die aber noch nicht ausgereift ist.
Es bleiben vorbeugende Maßnahmen
Im städtischen Bereich muss man den Zugang zu Nahrung so schwer wie möglich machen (gut gesicherte Müllbehälter, keine Essensreste wegwerfen, auch nicht auf den Kompost, kein Tierfutter über Nacht draußen stehen lassen, usw.).
Die Einzäunung begrenzter Areale von schutzbedürftigen Tieren, Baummanschetten aus glattem Blech bei Brutbäumen, wären weitere Beispiele von Maßnahmen.
In bestimmten Gebieten kann Jagd, auch mit Fallen eine erste Reduktion bringen.
Viel Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit mit der Wissenschaft werden nötig sein.
An Gebäuden sollte man die Möglichkeit, dort Unterschlupf zu finden, für den Waschbären erschweren. D.h. Äste von nah stehenden Bäumen würden so weit gekürzt, dass das Ende noch mindestens 1 m vom Dach entfernt ist, Fallrohre und evtl. andere Klettermöglichkeiten bekommen auf 1 m Länge eine glatte Manschette aus Stahlblech ohne waagerechte Nähte. Das schützt nicht nur vor Waschbären unter dem Dach, sondern auch vor Mardern. Diese werden in ebenfalls mind. 1 m Höhe angebracht.
Gefahr für unsere Ökosysteme
Das eigentliche Problem mit invasiven Arten ist, dass sie in Ökosysteme eindringen, die bereits unter Stress stehen. Ginge es den heimischen Tierarten gut, könnten sie dem Druck durch Neuzugänge besser standhalten.