Am 24.05.2025 erschien in der Dürener Zeitung ein kleinerer Artikel mit der auffälligen Überschrift: "Wolf schlägt tagsüber zu". So ein fast reißerischer Titel machte uns neugierig.
Aus dem Artikel ging hervor, dass in der Nähe von Hürtgen am Mittwoch, den 21.05.25, fünf Schafe und Ziegen, davon zwei Lämmer gerissen wurden und die Riss- und Fraßspuren sehr auf einen Wolf hindeuten. Laut dem hinzugerufenen Wolfsberater (dies sind Ansprechpartner für Fragen und Meldungen rund um das Thema Wolf, unterstützen bei der Falldokumentation, der Probennahme und der Beratung von Nutztierhaltern) könnte man aufgrund der verzehrten Menge Fleisch von mehreren Wölfen ausgehen. Die Schafe wären durch einen optimalen Zaun geschützt gewesen, hieß es. Zusätzlich merkte der Wolfsberater an, dass sich nicht nachvollziehen lasse, wie der oder die Wölfe auf die Weide kommen konnten. Zur Uhrzeit der Risse wird nur erwähnt, dass mittags noch alles in Ordnung war, auch wird nicht gesagt, wann die toten Schafe entdeckt wurden.
Da wir bei unseren Ausflügen in die Eifel bisher noch keinen optimalen Zaun zum Schutz der Weidetiere gegen den Wolf gesehen haben und uns auch die Lage der Weide interessierte (nah am Kinderspielplatz) sind zwei von uns NABU-Mitgliedern sonntags nach Hürtgen zum Ort des Geschehens gefahren. Er liegt direkt an der B399 kurz vor der Gedenkstätte Hürtgenwald.
Eingezäunt fanden wir die Weide mit einem Metallknotengitterzaun. Von außen in ca. 10 cm Abstand davor gespannt ist jeweils unten in 15 bis 20cm Höhe und oben etwas über dem Zaun ein Stacheldraht, durch Isolatoren geführt. Der Zaun hatte eine Höhe von schätzungsweise 1,20m. Der Bereich unten am Zaun war mit niedrigem Bewuchs versehen, evtl. freigeschnitten. Hinweise auf Stromführung am Zaun fanden wir nicht, keinen Generator, keine Warnschilder am Zaun. Am großen Tor zur gesamten Weide war zwar auch in niedriger Höhe besagter Stacheldraht gespannt, auch war zwischen den Eisenstreben der Zaun abgedichtet, aber Fahrspuren von Traktoren o.ä. sorgten für Vertiefungen, wo ein Wolf durchaus die Möglichkeit haben könnte, drunter durchzukriechen. Das Tor zwischen den beiden Weideteilen war nicht abgesichert, dort war ein großer Raum zwischen Boden und unterer Strebe. Auch auf der Waldseite der Weide gab es die Möglichkeit für den Wolf unter dem Zaun durchzukommen.
links: Elektronetze 106 cm/rechts: Wolfsabweisender Elektrofestzaun mit Pferdezaundraht (Fotos: Peter Schütte)
Was uns noch auffiel war das Fehlen von Hinweis- bzw. Warnschildern auf einen stromführenden Zaun. Wir gingen am Zaun entlang links Richtung Wald, wo sich besagter „Kinderspielplatz“ befindet. Das ist eine Freizeitanlage mit Hütte, Grillplatz und ein paar Spielgeräten für Kinder, mitten im Wald in rund 1,5 km Entfernung zur Ortsmitte Hürtgen. Kinder würden hier nicht ohne Aufsicht zum Spielen mal eben vorbeikommen, wie das auf einem Spielplatz im Ort üblich ist. Man kann davon ausgehen, dass immer Erwachsene mit anwesend sind.
Am Sonntag morgens gegen 6 Uhr soll es zu einem erneuten Schafsriss gekommen sein, was wir bei unserem Besuch dort noch nicht wussten. Einen aktuellen Bericht dazu gab es am Montag, 26.5.25, in der Lokalzeit Aachen im WDR-Fernsehen. Zwei Schafe sind gerissen worden, was auch beobachtet wurde. Der (vermutete) Wolf konnte vertrieben werden.
Die Sendung Lokalzeit startete mit den Schafsrissen als Aufmacher und erstes Thema. In der Ansage zu dem Beitrag hieß es, der Wolf habe schon das zweite Mal innerhalb von ein paar Tagen Schafe gerissen, ohne Hinweis darauf, dass das nicht belegt ist. Das Ergebnis der DNA-Proben wird erst in ein paar Wochen erwartet.
Gezeigt wurden friedlich grasende Schafe, eingezäunt von einem ca. 1,20 m hohen Zaun, von dem es hieß, es sei ein Elektrozaun. Danach für ca. 2 Sekunden ein Bildausschnitt mit 2 Stromgeneratoren für Weidezäune. Der eine stand, wie man es kennt, der andere lag in geringem Abstand daneben. Von jedem Gerät verlief ein Kabel Richtung Zaun, bei einem Kabel ist sichtbar, dass es zum unteren Stacheldraht zieht, wo die drei Drähte des Kabels locker um selbigen gelegt sind. Die Besitzerin der Schafe kommt zu Wort, Aufnahmen von den getöteten Schafen und Resten der Mahlzeit werden auch gezeigt.
Zu dem, nach Angaben der Besitzer des Hofes in der Lokalzeit und auch am 25.05.2025 auf Facebook, elektrifizierten Stacheldraht muss gesagt werden, dass es in Deutschland rechtlich verboten ist, einen Stacheldraht als Weidezaun unter Strom zu setzen u.a. nach DIN EN 60335-2-76 und VDE 0131. Es ist somit gesetzes- und auch tierschutzwidrig. Zudem ist nur ein Weidezaungerät pro Zaun erlaubt, im Fernsehbeitrag werden zwei Geräte für den gleichen Zaun gezeigt.
Das ist das, was uns bekannt ist bzw. was wir haben in Augenschein nehmen können, zusammen mit den Informationen aus den Medien. In den sozialen Medien und im Wolfspodcast gibt es weitere Informationen, die hier nicht verwertet wurden.
Wünschenswert wäre, gerade bei solch hochemotionalen Themen wie der Rückkehr der Wölfe, eine durch und durch sachliche Information durch Zeitung und öffentlichen Rundfunk.