Das Wort Neobiota bezeichnet Arten, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren, die also gebietsfremd sind. Tierarten, die nach 1492, also der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, vom Menschen in Gebiete außerhalb ihrer Heimat verschleppt wurden und dort über längere Zeit wild leben, nennen Wissenschaftler Neozoen. Handelt es sich um Pflanzen spricht man von Neophyten. Neobiota ist der Oberbegriff für beide.
Von den meisten gebietsfremden Arten, die sich bei uns ansiedeln, gehen keine Gefahren für unsere Natur oder Gesundheit aus und sie haben auch keine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Als invasiv werden vom Naturschutz die gebietsfremden Arten bezeichnet, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. Zwei aktuelle Beispiele in unserer Region sind der Waschbär und der Staudenknöterich.
Beispiel für ein Neozoon: Der Waschbär (Foto: Achim Schumacher)
Beispiel für einen Neophyten: Der Japanische Staudenknöterich (Foto: Matthias Premke-Kraus)
Invasive Neozoen - also tierische Invasoren - bergen gegenüber Neophyten (pflanzlichen Invasoren) eine zusätzliche Gefahr, weil die Tierwelt ungleich mobiler ist. Viele Tiere entziehen sich zudem durch ihre heimliche und nachtaktive Lebensweise unserer Beobachtung.
Auf globaler Ebene stellen invasive Arten eine der größten Bedrohungen der biologischen Vielfalt dar. Alleine in der Europäischen Union (EU) schätzen Experten die Zahl der sogenannten gebietsfremden Arten (Neobiota) auf etwa 12.000, von denen etwa 10 bis 15 Prozent als problematisch (invasiv) gelten. Diese invasiven Arten, im englischen „Invasive Alien Species“ (IAS), haben erhebliche negative Einflüsse auf die biologische Vielfalt, wenn sie zum Beispiel einheimische Arten aus ihrem Lebensraum verdrängen.
Neobiota sind also Tier- und Pflanzenarten, die in einem Gebiet ursprünglich nicht heimisch waren und unter direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen in dieses Gebiet gelangt sind und dort nun wild leben.
Es gibt aber auch Tiere und Pflanzen, die aus eigener Kraft den Weg zu uns finden. Beispielsweise beobachten Experten, dass sich mit den Klimaveränderungen auch die Zusammensetzung der heimischen Vogelwelt ändert. Dabei kristallisieren sich Gewinner und Verlierer heraus. Während anpassungsfähige Arten durchaus von den veränderten ökologischen Bedingungen profitieren, ziehen weniger flexible Arten den Kürzeren. Festzustellen ist eine Verschiebung in Richtung Norden. So siedeln sich Wärme liebende Vogelarten aus Südeuropa inzwischen auch in Deutschland an. Kälte liebende Arten dagegen wandern weiter nach Norden in kühlere Gefilde ab.
Doch nicht nur in der Vogelwelt macht sich die Klimakrise längst bemerkbar. Insekten, Käfer und Spinnen sind auf dem Vormarsch in Richtung Norden. Kam die in Südeuropa beheimatete Gottesanbeterin in Deutschland ursprünglich nur am klimatisch begünstigten Kaiserstuhl vor, so ist sie inzwischen rund 150 Kilometer weiter nördlich bis in den Karlsruher Raum vorgedrungen. Andere mediterrane Arten wie die Wespenspinne sind mittlerweile deutschlandweit verbreitet.
Hintergrundinformationen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und links zum jeweils aktuellen Stand der Listen invasiver Pflanzen- und Tierarten gibt es unter Neobiota: Neobiota - Gebietsfremde und invasive Arten (bfn.de).
Auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen stellt auf seiner Webseite Informationen bereit: Neobiota in NRW - Start